Trump verleumdet Medien mit kindischem Unsinn

US-Präsident Donald Trump versucht, den Sender CNN zu verleumden, weil er von dessen kritischen Fragen beleidigt ist. Journalisten können daraus etwas lernen. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Von PRO
Donald Trump steht wegen seiner Tweets in der Kritik. Durch seine unwürdigen Äußerungen im Internet schadet der US-Präsident vor allem sich selbst.

Donald Trump überlegt, den Nachrichtensender CNN künftig nicht mehr als „Fake News“ (gefälschte Nachrichten), sondern als „Fraud News“ (betrügerische Nachrichten) zu verleumden. Das teilte der amerikanische Präsident der Welt am Samstag auf Twitter mit. Zuvor beschimpfte er die MSNBC-Moderatorin Mika Brzezinski, die ihn schwer beleidigt hatte, als „dumm wie einen Stein“, bei einem Treffen habe sie „schlimm geblutet wegen eines Face-Liftings“. Am Sonntag dann veröffentlichte Trump ein merkwürdiges Video: Zu sehen ist ein alter TV-Sketch, in dem Trump einen Wrestler zusammenschlägt. Der Kopf des Wrestlers wurde im neuen Video durch ein CNN-Logo ausgetauscht.

CNN teilte mit, es sei ein „trauriger Tag“, wenn der US-Präsident zur „Gewalt gegen Reporter“ ermutige. Ob man tatsächlich eine Aufforderung zur Gewalt in den kindischen Unsinn Trumps hineininterpretieren muss, sei dahingestellt. Klar ist: Derartige Tweets sagen viel über den Geistes- und Gemütszustand des Präsidenten aus, zudem über seine Prioritäten. Statt sich politischen Problemen zu widmen, beleidigt Trump in einer des Amtes unwürdigen Art und Weise Moderatoren, die ihn nicht leiden können, und diffamiert einen der größten Nachrichtensender der Welt.

Es ist zwar richtig, dass CNN wie die meisten großen US-Medien einen Linksdrall hat, Demokraten und ihre Inhalte werden gegenüber den Republikanern bevorzugt. Das kann und sollte man kritisieren. „Fake News“ aber ist ein Fachbegriff für erfundene Sensationsmeldungen, mit denen Webseiten durch Werbeanzeigen Geld verdienen. Bei CNN arbeiten hunderte qualifizierte Journalisten, die seit Jahrzehnten hervorragende Produktionen liefern. Gravierende inhaltliche Fehler bei CNN sind selten, passieren sie doch, gesteht der Sender sie ein. Ende Juni mussten drei Reporter den Sender verlassen, weil sie auf CNN.com einen Artikel veröffentlicht hatten, in dem einem Mitarbeiter Trumps Verbindungen zu Russland unterstellt wurden, die sich als nicht existent herausstellten.

Worum es Trump in Wahrheit geht

Ginge es dem US-Präsidenten tatsächlich darum, auf übertriebene Hass-Kampagnen gegen sich aufmerksam zu machen, gäbe es in den USA durchaus Moderatoren und Sendeanstalten, die dies verdient hätten – von der linken Aktivistin Rachel Maddow bis zu den Comedians Seth Myers und Stephen Colbert. Trump will aber etwas anderes: Die zu Recht oft kritische Berichterstattung von CNN unglaubwürdig machen, weil er harte Fragen etwa von Jim Acosta, dem Korrespondenten des Senders im Weißen Haus, als persönliche Beleidigung missversteht. Trump ist nicht fähig zu erwägen, ob Kritik an ihm und seinen Entscheidungen gerechtfertigt sein könnte, deshalb reagiert er so empfindlich.

Die CNN-Zentrale in Atlanta: Trumps Ausfälle haben es unter anderem auf die hier arbeitenden Journalisten abgesehen Foto: pro/Moritz Breckner
Die CNN-Zentrale in Atlanta: Trumps Ausfälle haben es unter anderem auf die hier arbeitenden Journalisten abgesehen

Schon lange vor Trump hat sich übrigens ein deutscher Politiker bei der Kriminalisierung von Journalisten hervorgetan. Helmut Kohl antwortete einst auf die Frage, ob denn bei seiner abschätzigen Bewertung von Medien zu differenzieren sei: „Ja, natürlich. Der Spiegel ist ein Schweineblatt, und der Stern ist ein Verbrecherblatt. Das ist doch differenziert.“ Obgleich Kohls Wut berechtigter war als Trumps, lässt sich hier ein ähnliches Prinzip erkennen.

Journalisten sollten die Lektion bedenken, die sich aus Trumps Wut gegen CNN ablesen lässt: Je professioneller und ausgewogener berichtet wird, desto schlechter stehen wutentbrannte Medienkritiker am Ende da. Sie entlarven nur sich selbst. (pro)

Von: mb

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