Darf man über Hitler lachen?

Seit Donnerstag lachen Kinobesucher über die Hitler-Satire „Er ist wieder da“. Andere stellen die besorgte Frage: „Darf man über Hitler lachen?“ Ein Kommentar von Johannes Weil
Von PRO
Kann Hitler die Hauptfigur in einer Komödie sein?

„Ich bin erwacht“. Schon die ersten Worte des Buches „Er ist wieder da“ von Timur Vermes über eine Wiederauferstehung Adolf Hitlers bringen die Zuhörer bei einer Lesung zum Lachen – auch mich. Christoph Maria Herbst betont das markant gerollte R im Duktus Hitlers und legt eine Kunstpause ein. Die Menschen im Saal lachen. Ich auch. Aber darf man über Hitler lachen?
Diese Frage diskutiert Deutschland, denn am Donnerstag kommt die Verfilmung des Buches in die Kinos. Der Film erzählt, wie Adolf Hitler 2011 mitten in Berlin wieder ins Leben zurückkehrt, zeigt skurrile Begegnungen mit nichtsahnenden Passanten, die dem Diktator sogleich ihr Herz ausschütten. Gemessen an den bisher verkauften Büchern wird dies vermutlich ein Erfolg werden. Die Leute werden die Kinosäle bevölkern und sich über den Inhalt der Satire schlapplachen.

Hitler darf nicht als „lustiger Geselle“ daherkommen

Ich frage mich: Lachen die Menschen wirklich über Hitler oder lachen sie über seine Inszenierung und seine Begegnungen, wie etwa mit einem Zeitungsverkäufer oder dem NPD-Parteivorsitzenden? Gegen Hitler-Satire, die der Film sein möchte, ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden. Mir ist aber auch bewusst, dass man mit Hitler Kasse machen und ihn gut vermarkten kann. Fragen Sie mal die Spiegel-Macher, welche Titel sich am besten verkaufen!
Bei mir schwingt die Frage mit: Was würde passieren, wenn Hitler tatsächlich auf die Gegenwart losgelassen würde? Viele Kinobesucher haben keine Ahnung davon, was Hitler alles angerichtet hat. Ich habe Geschichte studiert, ertappe mich aber während der Lesung bei der Frage, wie ich wohl ohne Vorwissen auf eine Begegnung mit „Hitler“ reagiert hätte. Der Schauspieler Oliver Masucci, der nun im Kino als Hitler zu sehen ist, zieht in den Tagesthemen aus den Dreharbeiten und der Verarbeitung des Filmstoffs den Schluss, dass Deutschland nach wie vor auf seine Demokratie aufpassen muss.
Klar ist: Hitler darf nicht zum Star werden, der als lustiger, harmloser Geselle daherkommt. Kritisch reflektiert jedoch darf man aus meiner Sicht sehr wohl über den Film lachen. Außerdem enthält er noch eine weitere Botschaft: Gerade in der vergangenen Woche konnten wir Deutsche 25 Jahre friedliche Wiedervereinigung feiern. Wir sollten deswegen mit wachem Auge dafür sorgen, dass es nie mehr im Ernst heißt „Er ist wieder da“ – und der Lachanfall nicht zum Ernstfall wird. (pro)

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