Kölner Moscheebau: Machtdemonstration oder Integration?

Am Neubau der Kölner Zentralmoschee scheiden sich die Geister: Der Dachverband türkisch-islamischer Mission "Ditib" bezeichnete das Richtfest am gestrigen Mittwoch als "gesellschaftlichen und architektonischen Meilenstein". Dagegen demonstrierten einige Dutzend Anhänger der rechtsradikalen Gruppierung "Pro Köln"  während der Feierstunde lautstark gegen den Moscheebau.
Von PRO

Es entstehe ein "Haus Gottes, eine Heimat für die muslimische Gemeinde
und zugleich ein Ort der Begegnung auch mit Nicht-Muslimen", zitiert die

Nachrichtenagentur dpa Ditib-Vorstandsmitglied Orhan Bilen. Die
Rohbauten der 37 Meter hohen Kuppel und zwei 55 Meter hohe Minarette
sind bereits fertiggestellt, in einem Jahr soll die Moschee als eine
der deutschlandweit größten eingeweiht werden.

Zugleich entsteht auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Areal im Stadtteil Ehrenfeld ein Kultur- und Begegnungszentrum. Der Ditib-Dialogbeauftragte Bekir Alboga betonte bei der Einweihung: "Der interreligiöse und interkulturelle Dialog wird durch diese Moschee eine Vitalisierung erfahren." Auch Nicht-Muslime seien willkommen, die Predigten würden ins Deutsche übersetzt. Der Moscheebau hat eine lange Vorgeschichte. Nachdem das geplante Vorhaben 2006 bekannt wurde, formierten sich auch die Gegner.

Giordano: "Ein falsches Signal"

Das gegen den Bau gerichtete Bürgerbegehren der rechtspopulistischen Organisation "Pro Köln" wurde 2007 vom Kölner Stadtrat als unzulässig abgelehnt. Bei einer Bürgeranhörung im Mai 2007 war es zu Tumulten gekommen. Prominentester Gegner ist der Kölner Schriftsteller Ralph Giordano, der die Großmoschee als "falsches Signal" bezeichnete, weil sie eine vermeintlich gelungene Integration der Muslime vorspiegeln würde. Giordano sprach mehrfach von "Gigantonomie".

Die Moschee mit Gebetsräumen für 1.200 Menschen war im August 2008 vom Stadtrat gegen die Stimmen der CDU – mit Ausnahme des damaligen CDU-Oberbürgermeisters Fritz Schramma – und "Pro Köln" genehmigt worden. Kölns amtierender Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sagte, die Ditib habe auf Sorgen und kontroverse Debatten mit Offenheit und Informationen reagiert. "Wenn Muslime in Deutschland große und repräsentative Moscheen bauen, ist das ein Zeichen von Normalität." Er sehe da keine Abgrenzung.

Aktuell äußerte sich die türkischstämmige Autorin und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün skeptisch. Der Ditib gehe es bei einem derart großen Bau vor allem um Machtdemonstration. Der Zentralrat der Ex-Muslime befürchtet: "Mit dem Bau werden Parallelgesellschaften betoniert." (pro/dpa)

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