Kölner Moschee wird gebaut – Debatte hält an

Nun wird sie gebaut, die umstrittene Moschee in Köln-Ehrenfeld. Am Donnerstag stimmten SPD, Grüne, FDP und Linke der Stadt für den Bau. Mit ihrer 37 Meter hohen Kuppel und den zwei 55 Meter hohen Minaretten sei das Gebäude jedoch vielmehr eine Machtdemonstration des Islam als ein Integrationsprojekt, sagen Kritiker.
Von PRO

Prominentester Kritiker war der Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano. „Es ist ein falsches Signal. Wahr ist, dass die Integration der muslimischen Minderheit in Deutschland gescheitert ist“, so der 84-Jährige. Der jüdische Publizist kritisierte vor allem den Auftraggeber, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), die wie so viele muslimischer Verbände stets „fordern, fordern, fordern, ohne jeden Sinn für eine Bringschuld“.

Auch die Bürgerbewegung „Pro Köln“ initiierte ein Bürgerbegehren gegen die Moschee, das allerdings nicht auf die erforderliche Anzahl an Unterschriften kam. Kritiker halten die Moschee für überdimensioniert und werfen der DITIB vor, zu eng mit dem türkischen Staat verbunden zu sein. Die Zentrale der DITIB liegt ebenfalls in Ehrenfeld. Dem Verband sind bundesweit 884 lokale Vereine angeschlossen. Damit betreut die DITIB nach eigenen Angaben rund 77 Prozent der organisierten Muslime in Deutschland. Am 19. September wollen sich laut „Welt online“ Islamkritiker aus ganz Europa in Köln treffen, um erneut gegen die Moschee zu protestieren. Die Polizei rechnet mit 40.000 Gegendemonstranten.

Die Moschee, die auf einem alten Fabrikgelände errichtet wird, soll rund 2.000 Gläubigen Platz bieten. An der Stelle, wo die Moschee gebaut werden soll, steht schon seit langem ein anderes muslimisches Gebetshaus, nur ist dieses nicht als solches zu erkennen. Das soll in Kürze abgerissen werden. Die Baukosten werden voraussichtlich rund 20 Millionen Euro betragen. Sie sollen aus Spenden der DITIB und durch eine Baufinanzierung gedeckt werden, die Verwendung von öffentlichen Mitteln ist nicht vorgesehen.

OB Schramma: Moschee wird irgendwann „eingekölscht“

Als es am Donnerstag zur Abstimmung kam, stimmten nur Vertreter der CDU und der Wählervereinigung „Pro Köln“ gegen den Antrag. Dabei stimmte Kölns CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma ebenfalls für die Moschee und stand damit allein in seiner Partei. Schramma, der für seinen Einsatz zugunsten der Moschee den Genc-Preis für Integration erhalten hatte, argumentiert, dass die 120.000 Muslime in Köln „ein verfassungsmäßiges und moralisches Recht“ auf eine eigene Gebetsstätte hätten. „Wir dürfen die nicht in Keller und Hinterhöfe abdrängen“, sagt er. „Irgendwann“, fügte Schramma hinzu, werde die neue Moschee „eingekölscht“. In der Moschee würden Deutsch- und Integrationskurse stattfinden, Gebete und Predigten würden übersetzt. „Da werden wir drauf achten, dass sie diese Dinge einhalten“, so Schramma. „Wir wollen eine Moschee, aber nicht diese Moschee“, erklärte hingegen der Kölner CDU-Vorsitzende Jürgen Hollstein.

Dem Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) schwebte laut der „Süddeutschen Zeitung“ vor, dass die Großmoschee „so ein architektonisches Meisterwerk“ werde, „dass Reisebusse mit Touristen künftig nicht nur den Kölner Dom ansteuern, sondern auch das islamische Gotteshaus“.

EKD-Präses: Dann auch mehr Schutz der Christen in der Türkei

Nach Angaben der DITIB solle die Moschee ein „Symbol des furchtlosen, friedlichen und vertrauensvollen Zusammenlebens“ werden. „Wir bauen hier für alle Kölner – nicht nur für die Muslime“, erklärte der DITIB-Vorsitzende Sadi Arslan. Der Verband hat mittlerweile Zugeständnisse gemacht und die um das Gebetshaus geplanten Ladenzeilen und Wohnflächen verkleinert. Der Muezzin soll zudem mit seinen Gebetsrufen nur im Innenhof der Moschee, nicht aber über Lautsprecher im ganzen Stadtviertel zu hören sein.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, hofft nach der Erteilung der Baugenehmigung auf mehr Religionsfreiheit für Christen in der Türkei. Im WDR Hörfunk sagte er, er wünsche sich, dass die DITIB als Träger der Moschee Einfluss nehme, damit die christlichen Kirchen in der Türkei nicht weiter diskriminiert würden. „Mit der DITIB begegnet uns der türkische Staat, denn er steuert und finanziert auch kräftig diesen Verein mit.“ Eine Baugenehmigung in der Türkei für eine christliche Kirche sei derzeit völlig undenkbar, so Schneider. (PRO)

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