Köhler an Kirchen: „Kämpft um jeden Einzelnen!“

Eine neue Konzentration auf die Mission hat Bundespräsident Horst Köhler von den Kirchen gefordert. Sie trügen entscheidend zur Prägung der Menschen bei, sagte er im Interview mit der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Er selbst schätze an ihnen vor allem die christliche Botschaft der Liebe.

Von PRO

"Meine Bitte an die christlichen Kirchen ist: Kämpfen Sie um jeden Einzelnen. Sie haben einen Auftrag von Gott, seine Botschaft zu vermitteln, weil sie etwas Gutes ist, weil sie den Menschen hilft. Daher rührt mein Appell an die Kirchen, eine neue innere Mission zu beginnen." Bundespräsident Horst Köhler hat sich im "Rheinischen Merkur" klar zu seinem Glauben bekannt und die Kirchen zur inneren Erneuerung aufgefordert. Sie trügen zur wichtigen vorpolitischen und moralischen Prägung der Menschen bei, sagte Köhler. Christliche Orientierung sei wichtig in einer Zeit, in der sich Bindungen auflösten und sich bei vielem die Sinnfrage stelle.

"Wir brauchen diese Werte"

Ihm selbst gebe der Glaube Verwurzelung, Werte und lehre ihn vor allem Demut. "Ich weiß, dass ich nicht auf alles letzte Antworten habe. Der Glaube an Gott gibt mir aber Grundzuversicht, und aus dem christlichen Glauben schöpfe ich Orientierung", sagte Köhler. Am wichtigsten sei ihm die Botschaft der Liebe. "Mir würde aber auch das karitative Engagement der Kirchen fehlen. Vermissen würde ich die Stellungnahmen der Kirchen aus der Sicht der Bergpredigt, die Orientierung geben für Fragen von Gerechtigkeit und Nächstenliebe und damit auch für praktisches Handeln. Das hat mehr als 2000 Jahre getragen, trotz aller geschichtlichen Irrungen und Wirrungen der Welt und auch der Kirche selbst. Wir brauchen diese Orientierung, diese Werte auch für die Zukunft", sagte Köhler. Der Bundespräsident wird den Ökumenischen Kirchentag in München am Mittwoch mit einem Grußwort eröffnen.

Dennoch verlange die christliche Gesellschaft auch Offenheit, etwa im Hinblick auf den Islam. Niemand dürfe sich isolieren oder gar fundamentalistisch gegen die Mehrheitsgesellschaft wenden. Zuwanderer müssten die Gesetze, aber auch die Verhaltensweisen des westlichen Kulturkreises respektieren. Andererseits sei es für Köhler selbstverständlich, dass der Staat islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache möglich mache.

Burka-Verbot ausgeschlossen

"Ich kenne den Islam als im Kern friedliche Religion, die in sich ruht, ihre eigene Berechtigung und Geschichte hat. Respekt muss uns leiten, wenn wir über den Islam diskutieren. Aber wir dürfen unsere Erwartung dennoch entschieden formulieren: Sie lautet, dass sich die Religion des Islam von fundamentalistischen Gewaltpropheten und Gewalttätern strikt abgrenzt, ihnen klar entgegentreten muss und sich in unsere Rechtsstaatlichkeit einordnet. Für Zwangsverheiratungen und sogenannte Ehrenmorde ist in unserer Gesellschaft kein Platz", sagte Köhler. Von einem Burka-Verbot, wie es derzeit in mehreren Ländern Europas diskutiert wird, sehe er jedoch ab: "Wenn einige Frauen in Deutschland dennoch die Burka tragen wollen, so sehe ich darin noch keinen Grund, nach einem Burka-Verbot zu rufen." (pro)

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