Kleine Minderheit reicht, um die Gesellschaft zu destabilisieren

Die allermeisten Muslime in Deutschland sind friedliebende Menschen. Da, wo radikale Muslime sich organisierten, beginne das Problem. „Das bereitet mir Sorge“, hat der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad bei seinem Vortrag „Koran: Botschaft der Liebe, Botschaft des Hasses“ betont.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Islam hat Probleme mit sich selbst, mit der Auslegung seines politischen Auftrags und seinen Haltungen zu Gesetzen. Diese These hat der Autor Hamed Abdel-Samad bei einem Vortrag in Mittelhessen vertreten.

Der Autor Hamed Abdel-Samad hat bei einem Vortrag in Mittelhessen das Wahlverhalten der Türken beim Referendum scharf kritisiert. Viele gläubige Muslime träumten davon, das Kalifat wiederherzustellen: „Sie wählen einen Kalifen mit Krawatte, der den Traum von einer großen Nation wiederherstellen möchte.“ Dieser „Kalif“ beleidige Deutschland auf übelste Art und Weise und spiele mit den Gefühlen der Menschen.

Vor allem Wähler aus Diktaturen hätten mehrheitlich gegen Erdogan gestimmt. Die Wähler aus den anderen Ländern hätten dem Diktator zu einer Mehrheit verholfen. Abdel-Samad berichtete, dass er viel in Schulen unterwegs sei. Dort gebe es häufig sehr deutliche Präferenzen für den Islamischen Staat und Salafismus: „Eine kleine radikale indoktrinierte Minderheit reicht, um die Gesellschaft zu destabilisieren“, meinte der Autor.

Krawatten-Islam der Hochschüler

Abdel-Samad sieht die Integration der Türken in Deutschland gescheitert, die für Erdogan gestimmt haben: „Integration bedeutet, sich bewusst für diese Gesellschaft zu entscheiden.“ Viele Muslime liefen hinter einer fiktiven Identität her. Eltern müssten Kinder auf die Gesellschaft vorbereiten und keine Mauern aufbauen.

„Ich sehe, wie Kinder mit Skepsis vergiftet werden. Ich glaube, jeder Mensch in diesem Land kann es schaffen, sich zu integrieren, wenn er gut darauf vorbereitet wird. Auch wenn es schwer wird“, betonte Abdel-Samad. Für ihn sei die Islamkritik nicht nur ein Recht, sondern eine Menschenpflicht. Aktuell habe die Religion Grenzen im Namen einer Partei überschritten.

Koran als von Menschen gemacht lesen

Den Koran verglich der Autor mit einem Supermarkt: „Ich finde alle Waren im Koran, aber sie sind nicht richtig sortiert und es gibt kein Verfallsdatum.“ Fundamentalisten läsen den Koran als Manifest. Er selbst lese das Buch als von Menschen gemacht.

Er glaube nicht, dass Allah vor über 1.000 Jahren zu Menschen gesprochen habe – und seitdem nicht mehr: „Erst wenn wir begreifen, dass der Koran von Menschen gemacht wurde, kann man die Widersprüche verstehen.“ Wenn sich der muslimische Glaube zu einem Machtinstrument entwickele, dann beginne der Missbrauch: „Leider war das im Islam schon sehr früh der Fall.“ Es werde problematisch, wenn Religion aus dem Hass eine Tugend mache. „Wenn Religion dem Versager die Option eröffnet, Weltretter zu werden, ist das problematisch.“

Krampfhafter Zwang Muslime zu schützen

Abdel-Samad bilanzierte, dass radikale Ideologen sich oft als Auserwählte fühlten und Verschwörungen schürten. Extremisten seien nicht in der Lage, über den eigenen Schatten zu springen und den Menschen als Menschen zu sehen. Bei vielen Intellektuellen sah er einen krampfhaften Zwang, sich vor Muslime zu stellen. „Viele Muslime reagieren emotional und fühlen sich schnell angegriffen. Wenn Menschen Schwächen des Islams ehrlich benennen und kritisieren, reagieren sie emotional.“

Abdel-Samad sagte weiter: „Der Islam hat Probleme mit sich selbst, mit der Auslegung seines politischen Auftrags und seinen Haltungen zu Gesetzen. Erst wenn er diese Probleme gelöst hat, erübrigt sich Religionskritik.“ Zu dem Vortrag eingeladen hatte die Gesellschaft für Sicherheitspolitik. (pro)

Von: jw

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