„Klare Worte sind etwas Wunderbares“

Maria von Welser hat als TV-Journalistin und Publizistin Karriere gemacht. Die Gründerin des Frauenjournals ML Mona Lisa ist vor 13 Jahren der Katholischen Kirche beigetreten – obwohl sie damals bereits zwei Mal geschieden war. Mit pro spricht sie über ihre Kritik an der EKD-Orientierungshilfe zur Ehe, christliche Themen in den Medien und darüber, wie ihr Glaube ihr im Alltag hilft. Die Fragen stellte Stefanie Ramsperger.
Von PRO

pro: Frau von Welser, Sie haben die Orientierungshilfe zum Thema Ehe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) scharf kritisiert. Was stört Sie daran?

Maria von Welser: Es fehlen klare Regeln und deutliche Linien. Natürlich kann man auf der einen Seite den Ist-Zustand der Gesellschaft beschreiben und auch bemängeln oder bedauern, aber auf der anderen Seite finde ich, sollte die Kirche klare Aussagen treffen und Regeln vorgeben. Ein Punkt, der mir immer wieder aufgefallen ist, ist die Treue. Die Menschen sind nicht treu. So ist es nun mal. Aber dass man trotzdem sagt, du sollst treu sein, halte ich für wichtig. Die Zehn Gebote halten die Menschen auch nicht ein, aber wir haben sie und sie sind ein wichtiger Leitfaden im Leben.

pro: Einer Ihrer Kritikpunkte ist, dass es der EKD darum gehe, „all ihre Schäfchen zu erreichen“. Was ist dagegen einzuwenden?

Die Kirche verrät aus meiner Sicht klare Aussagen Jesu zur Ehe. Aussagen zum Thema Treue werden so wischi-waschi formuliert, dass sich jeder angesprochen fühlen kann und das, finde ich, darf nicht Position einer Kirche sein.
Jeder Mensch steht anders zur Kirche: Einige sind davon überzeugt, andere hadern mit ihr oder treten sogar aus. Aber um mich positionieren zu können, erwarte ich eine klare Ansage von einer Kirche. Ich möchte wissen, wofür sie steht.

pro: Nun ist das Anliegen der EKD, in die Lebenswirklichkeit der Menschen hineinzusprechen, ja nicht verkehrt …

Ich erwarte von der Kirche aber keine Zustandsbeschreibung der Gesellschaft, über die hohe Zahl der Scheidungen, alleinerziehender Frauen oder von deren wirtschaftlicher Situation. Das ist alles dramatisch, aber ich erwarte von einer Kirche, wenn sie mir ein Orientierungspapier vorsetzt, dass ich Orientierung finde. Da sind sicherlich ganz viele Dinge drin, die ich nicht lebe, die mir auch nicht passen, aber an denen ich mich ausrichten kann. Gerade in schwierigen Situationen sind klare Worte etwas ganz Wunderbares.

pro: Sie sind in dritter Ehe verheiratet. Das entspricht auch nicht ganz dem Ideal der Katholischen Kirche.

Oh nein. Es gab lange Gespräche und Diskussionen als ich im Jahr 2000 in die Katholische Kirche eingetreten bin. Ich bin geschieden, habe Kinder alleine erzogen. Das ist keine tolle Lage, weder für Mütter, noch für die Kinder. Vielleicht hätte mir ein klarer Rahmen einer Organisation geholfen in dieser schwierigen Zeit.

pro: Sie meinen, so ein Papier hätte Ihrer Ehe wirklich geholfen?

Ich weiß es nicht, was ich damals gedacht hätte, wenn ich diese Hilfe gehabt hätte. Aber aus heutiger Perspektive und so wie ich heute leben darf, kann ich mir schon vorstellen, dass ich damals zum Beispiel durchgehalten hätte. Das ist ja manchmal ein langer Lebensweg, bis man diese Dinge erkennt. Deswegen finde ich umso mehr, dass es eine vertane Chance der Evangelischen Kirche ist, wenn sie hier keinen klaren Rahmen schafft.

pro: Wie bewerten Sie das mediale Echo auf die Orientierungshilfe?

Verheerend, es könnte nicht schlimmer sein. Das Papier ist diffus, es ist unklar und es ist schon gar nicht mutig.

„Die Wahrheit puublizieren – das ist unser Job"

pro: Auf jeden Fall hat die Orientierungshilfe dazu beigetragen, dass christliche Inhalte ausgiebig in säkularen Medien thematisiert wurden. Warum geschieht das aus Ihrer Sicht nicht häufiger?

Öffentlichkeitsarbeit ist das A und O, wenn ich möchte, dass das, was ich erreichen will, kommuniziert wird. Um in den Zeitungen, Zeitschriften, im Radio oder Fernsehen vorzukommen, brauchen Kirchen eine professionelle Pressestelle, eine Presse- und Öffentlichkeitsstrategie und sie müssen das professionell betreiben.

pro: Christliche Themen in den Massenmedien zu platzieren ist aber schwierig. Woran liegt das?

Es sind immer einzelne Menschen, die die Massenmedien machen. Und manche Menschen stecken in einer Lebensphase, in der sie gar keine Beziehung zu einer göttlichen Instanz haben. Oder sie denken, dass sie die nicht brauchen. Vielleicht sind sie auch nicht so aufgewachsen. Ich bin katholisch aufgewachsen und das hat mich für den Rest meines Lebens geprägt.

pro: Wie gehen Sie als Journalistin damit um, auch christliche Werte in den Medien zu thematisieren?

Ich habe die Themen immer aufgegriffen. Ich kommentiere ja für die vielgescholtene Bild-Zeitung, da ist übrigens Raum für die Kirche. Das liegt aber auch daran, dass der Chefredakteur katholisch und engagiert ist.

pro: Was raten Sie jungen Christen, die mit dem Journalismus liebäugeln?

Du musst netzwerken und dann schauen: Wo passt du hin? Wo ist jemand, den du mit deinen Vorschlägen und Ideen erreichen kannst? Und wo kannst du diese Themen ins Blatt, ins Radio oder ins Fernsehen bringen? Oder du kannst in die kirchlichen Redaktionen gehen. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben ja alle kirchliche Redaktionen, das steht so im Staatsvertrag.

pro: Was bedeutet für Sie als Journalistin Wahrheit?

Die Wahrheit muss man suchen und versuchen, sie aufzudecken. Man muss sie publizieren, das ist unser Job. Aber man darf auf der Suche nach der Wahrheit nicht unehrenhafte, unaufrichtige und üble Dinge tun. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

pro: Wie hilft Ihnen Ihr Glaube im Alltag?

Er hilft mir täglich. Es ist ein wunderbares Gottesgeschenk, glauben zu dürfen. Ich kann aber andere Menschen nicht zum Glauben tragen.

pro: Ihr Glaube in drei Worten?

Gefestigt, fundiert, beglückend.

pro: Und wer ist Jesus für Sie?

Der Sohn Gottes, der ein unglaubliches Leiden auf sich genommen hat, um den Menschen zu zeigen, wie Leben geht.

pro: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview ist abgedruckt im aktuellen Christlichen Medienmagazin pro, Ausgabe 4/2013. Kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online!

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