„Klang der Ewigkeit“ – Johann Sebastian Bachs Musik im Kino

S t u t t g a r t (PRO) - Er gilt als der Meister der Musik überhaupt. Johann Sebastian Bach sei "Anfang und Ende aller Musik", sagte der deutsche Komponist Max Reger. Die protestantische Musikgeschichte ist ohne das Genie aus Eisenach nicht denkbar - "Allein zu Gottes Ehre" war nicht nur der Leitspruch seines Lebens, sondern auch seiner Musik. Über seine Messe in h-Moll, die einzige Messe, die Bach schrieb, hat der deutsche Regisseur Bastian Clevé nun einen Film gemacht.
Von PRO

Eine Spiralgalaxie aus Notenzeichen. Dies ist das Bild, das Bastian Clevé am naheliegendsten schien, um das Musik-Universum Bachs darzustellen. Und dies ist auch das Bild, das für den Film „Klang der Ewigkeit“ steht, der in diesem Sommer in die Kinos kommt.

Der in München geborene Regisseur hat bereits mit zahlreichen Filmen Festival-Preise gewonnen, 13 davon wurden als „Besonders Wertvoll“ ausgezeichnet und 16 als „Wertvoll“. In den vergangenen Jahren produzierte er mehrere Folgen für das „Kleine Fernsehspiel“ im ZDF und für die Reihe „Melodie einer Stadt“. 2001 wirkte er am Drehbuch für den Film „So weit die Füsse tragen“ (2001) mit. Seit 1991 ist er Professor an der Filmakademie Baden-Württemberg.

„Als ich die h-Moll-Messe vor über 25 Jahren zum ersten Mal gehört hatte, war ich wie vom Donner gerührt. Bei keiner anderen Musik ist mir dies jemals wieder so passiert.“ Schon damals arbeitete er an einer Umsetzung der „h-Moll-Messe“ für die Leinwand.

„Klang der Ewigkeit“ ist der Versuch, die tiefe Musik-Welt von Bachs h-Moll-Messe in Bilder zu verwandeln. „Für mich war das Hören von Musik immer intensiv mit dem Hervorrufen und Sehen von Bildern verbunden gewesen“, sagt der 56-jährige Clevé. Mit teilweise abstrakten Formen und Farben oder gegenständlich mit Geschichten und Handlungen will uns der Film die Faszination an der Musik Bachs vermitteln.

Die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart unter Bach-Experte Helmuth Rilling haben für das Projekt die Musik neu eingespielt. Bekannt ist das Ensemble durch die vollständigen Aufnahmen des Werks Bachs unter dem Label „hänssler CLASSIC“.

„Als ob sich eine Tür zum Himmel öffnet“

„Die h-Moll-Messe stellt für mich persönlich ein unerhört inspirierendes, reflektierendes, euphorisches und jubilantes Erlebnis dar – fast als ob sich – fern von dem einzelnen Schicksal – eine Tür zum Himmel öffnet“, sagt Clevé. Es gehe in dem Film um „persönliche Sinnsuche, Freiheit, Spiritualität, Selbstbesinnung, Glaube, Hoffnung und Vergebung.“

Auf die wichtige Bedeutung des christlichen Glaubens im Leben des „Komponisten aller Komponisten“ geht der Regisseur indes nicht explizit ein: „Ich erlaube mir, von der konkreten christlichen Geistlichkeit des Textes der Messe abzuweichen, beziehungsweise diese sehr weitgefasst zu interpretieren. Ich hoffe, damit einen großen Bogen zu schlagen, der der Universalität des Lebens in all seinen individuellen Facetten gerecht wird und der es dem Betrachter zugleich möglich macht, auf sein eigenes Leben zu reflektieren.“

Die 27 Kurzfilme, aus denen der 115 Minuten lange Streifen besteht, orientieren sich an den 27 Teilen, aus denen die h-Moll-Messe zusammengesetzt ist. Er beginnt mit dem „Kyrie Eleison“ („Herr erbarme Dich unser“) und endet mit „Dona nobis pacem“ („Gib uns Frieden“). „Im Ablauf fügt es sich sinnstiftend zusammen zu einer inspirierenden Reise durch die Schöpfung, stellt existenzielle Zusammenhänge dar“, heißt es in der Ankündigung zum Film, der am 15. Juni in den Kinos startet.

In den großen Popcorn-Kinos wird er allerdings kaum zu sehen sein, vielmehr in eher kleinen Programmkinos. Als eine Zielgruppe sieht der Regisseur „diejenigen, die sich – privat oder professionell – mit klassischer Musik beschäftigen und traditionell eher selten oder gar nicht ins Kino gehen.“ Für sie dürfte auch die Bonus-DVD interessant sein, die nach dem Kinostart erscheinen soll: Auf ihr erläutern Helmuth Rilling und Kollegen seiner renommierten Internationalen Bachakademie Stuttgart die musikhistorische Bedeutung Bachs uns seiner Messe in h-Moll.

Die Kritik über den Film, dessen Außenaufnahmen in Deutschland, Marokko, Indien und den USA gedreht wurden, fällt unterschiedlich aus: Von „einem der ungewöhnlichsten Filme, der jemals gedreht wurde“ schwärmt die „Ludwigsburger Kreiszeitung“. „Hier wird kein Spielfilm gedreht, hier wagt einer eine filmische Meditation zur ewig gültigen Musik des Thomaskantors“, meint die „Schwäbische Zeitung“. Enttäuscht sind hingegen die durchaus gutmeinenden Kritiker von „Filmstarts.de“: „Freunde der klassischen Musik sollten den Eintrittspreis für Kinokarte oder DVD dringend ins Sparschwein werfen und lieber auf das nächste Bach-Konzert in die Kirche gehen.“

Doch allein der Versuch, Bachs h-Moll-Messe mit moderner Technik zu visualisieren und den „riesigen Fels aus Urgestein“, wie der deutsche Dirigent und Komponist Fritz Volbach sagte, auf die Kinoleinwand zu bringen, wird so manchen Bach-Fan in die Kinos locken. Und schließlich bleibt die Verbindung eines meditativen Films mit einer Neuaufnahme von Rillings renommierter Bachakademie Stuttgart.

An die Tiefe der Musik Bachs kommt eben nur Bach selbst heran. Oder, wie Robert Schumann sagte: „Wir sind alle Stümper gegen ihn.“

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