Der 39. Kirchentag in Hannover ist gestartet. Eine Eröffnungspressekonferenz gab am Mittwoch, 12 Uhr, den Startschuss. Dabei griff die Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund die aktuelle Debatte um die Rolle der Kirche auf. Sie erklärte: „Christlicher Glaube ist politisch.“ Christen hätten die Pflicht, Haltung zu zeigen und aktuelle Fragen zu erörtern. Christen könnten nur Relevanz entfalten, wenn sie an den relevanten Debatten teilnehme. Siegesmund sagte weiterhin, dass Deutschland eine Kirche brauche, „die sich politisch äußert und Haltung zeigt.“
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach von einer „depressiven Grundstimmung“ in Deutschland. Er wünsche sich deswegen mehr den Glauben, dass diese Welt nicht von Menschen, sondern von Gott gerettet werden. „Wir brauchen eine spirituelle Erweckung.“
Thematische Schwerpunkte sollen die Klimakrise, der Nahostkonflikt, aber auch aktuelle politische Debatten sein. Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Kristin Jahn, betonte dabei, dass es nicht darum gehe, eine „richtige“ Meinung herauszuarbeiten. Vielmehr sei es das Ziel, miteinander zu reden und konstruktiv zu streiten. Mit Blick auf die sinkenden Mitgliedszahlen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte sie: „Eine Kirche wird nicht weniger scharf, weil sie kleiner wird.“
Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag treffen sich von Mittwoch bis Sonntag Protestanten, um aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft zu diskutieren und geistliches Leben zu teilen. Unter den 1.500 Veranstaltungen finden sich Vorträge, Gottesdienste, Workshops und Podiumsdiskussionen. Laut Veranstalter wurden bisher 65.000 Tickets verkauft. Mehr als 4.600 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Organisatoren. Der Etat der Veranstaltung beträgt mehr als 20 Millionen Euro. Rund vier Millionen steuert die Stadt Hannover bei. Das Land Niedersachsen fördert den Kirchentag mit sieben Millionen Euro.