Kirchentag unter Atheisten

Der 33. Evangelische Kirchentag in Dresden kann auf die ehrenamtliche Mithilfe kirchendistanzierter Menschen zählen, berichtet "Die Zeit". Wie diese Personen zum Glauben finden können, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Gründonnerstag.
Von PRO

Der evangelische Kirchentag vom 1. bis 5. Juni in Dresden findet unter besonderen Umständen statt, denn im Bundesland Sachsen zählt sich nur ein Viertel der Bevölkerung zu einer der beiden großen Kirchen. In Dresden selbst sind es sogar noch weniger, berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer Onlineausgabe und geht der Frage nach, wie es den Verantwortlichen dennoch gelingt, bis zu 12.000 Privatunterkünfte für die Besucher zu organisieren. Ein großer Teil derjenigen, die einen oder mehrere Kirchentagsbesucher bei sich zu Hause übernachten lassen, haben mit dem Glauben ansonsten also kaum etwas zu tun. "Ich bin zwar Atheistin, aber ich mache es doch trotzdem gern", lässt beispielsweise eine Frau verlauten, die ein Zimmer anbietet. Die Präsidentin des Kirchentags und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) erklärt sich die Hilfsbereitschaft so: "Wenn man schon nichts mit der Kirche zu tun hat, dann will man zumindest seine Gastfreundschaft beweisen."

Der Sprecher des Kirchentages, Hubertus Grass, ist beeindruckt von der Einstellung der Privatpersonen: "Man merkt nicht, ob hier mehr oder weniger Christen sind." Dieser Art von Nächstenliebe zu begegnen, könne eine Möglichkeit bieten, mit den Leuten, die einen beherbergen, ins Gespräch zu kommen und ihnen den Glauben näher zu erklären, findet Grass. Auch für die wenigen Gemeinden speziell in Dresden kann der Kirchentag zu einer Ermutigung werden. So kann laut dem Theologen Friedrich Schorlemmer aufgezeigt werden, "dass Christen keine abgegrenzte Gruppe, sondern ein Teil der Gesellschaft sind, der sich kritisch einbringt".

Der bereits zum 33. Mal seit 1949 stattfindende Evangelische Kirchentag ist erst zum zweiten Mal, nach Leipzig 1997, in einer Stadt der ehemaligen DDR zu Gast. Er wird in der Regel alle zwei Jahre veranstaltet und beschäftigt sich mit religiösen, politischen und gesellschaftlichen Themen, eingebettet in ein buntes Rahmenprogramm aus Musik, Theater und anderen kulturellen Inhalten.

Glaubenskurs in der Frauenkirche

Bereits vor dem Kirchentag haben die Dresdner Gelegenheit, sich mit dem Glauben zu beschäftigen, und zwar in dem Workshop "Religion für Neugierige". Über die Gruppe, die sich an sieben Abenden in der Frauenkirche trifft, um über die Inhalte des christlichen Glaubens zu diskutieren, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (F.A.Z.). Der Journalist Peter Schilder berichtet, wie die Treffen der bunt gemischten Gruppe aussehen: Gemeinsam mit den Pfarrern Holger Treutmann, Sebastian Feydt und Joachim Zirkler tauschen sich die Teilnehmer über das Christentum aus, und bringen dabei auch kritische Fragen und Zweifel mit ein. "Die Altersspanne reicht von der Rentnerin, die im Helferkreis der Frauenkirche mitarbeitet, bis zum fast jugendlichen Umschüler."

Die Besucher des Glaubenskurses hätten ganz unterschiedliche Motive, sich mit dem Thema "Gott" auseinander zu setzen: Viele seien zwar als Kinder getauft und konfirmiert, jedoch atheistisch erzogen worden. Wie die F.A.Z. berichtet, finden manche davon in die Kirche zurück, andere würden sich erstmals dem Glauben zuwenden. Von den Teilnehmern des Kurses, der 2011 bereits zum sechsten Mal stattfindet, haben sich 13 Personen zur Taufe entschlossen. Sie soll in der Osternacht stattfinden. (pro)

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