Kirchengemeinde trauert um getötetes Mädchen

Trauer und Entsetzen: Ein Gottesdienst in Freudenberg, im Heimatort der getöteten Zwölfjährigen, versucht dem Schmerz Sprache zu geben. Zugleich wird mit Blick auf das große öffentliche Interesse zur Zurückhaltung aufgerufen.
Trauer, Kondolenzbuch Freudenberg

In einem Gottesdienst in Freudenberg ist der getöteten zwölfjährigen Luise gedacht worden. „Wir ringen alle noch immer um Worte und um Fassung“, sagte der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg am Sonntag in seiner Predigt in der evangelischen Kirche des Ortes. Zugleich mahnte er, mit Blick auf die Familien des Opfers und der mutmaßlichen Täterinnen zur Zurückhaltung.

Dass ein zwölfjähriges Mädchen tot sei, sei schon schwer zu begreifen und zu ertragen, sagte der Superintendent des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein. Schwer wiege zudem, dass mutmaßlich zwei gleichaltrige Kinder das Mädchen getötet haben. „Schweigend und innehaltend finden wir uns hier wieder, in gemeinsamer Aufgewühltheit und Fassungslosigkeit.“

Das getötete Mädchen sei „aus unserer Gemeinschaft gerissen“ worden, sagte Stuberg weiter. Vielen sei Gott in diesem Geschehen vielleicht fremd geworden. Gott könne jedoch „uns seine Worte leihen, wo unsere eigenen Worte verstummen“.

Der Theologe appellierte zugleich, sich vor „leichtfertige Kommentaren und allzu schnellen Urteilen“ zu hüten. Das Gesetz verschließe berechtigterweise „die Türen vor uns als Öffentlichkeit zu Tat und zu Tätern“. Es verwehre den Blick in die innersten Beweggründe minderjähriger Menschen. Das Gesetz stelle jetzt aus guten Gründen andere Fragen – nämlich, was werde Kindern gerecht, selbst wenn sie zu Tätern geworden seien. Für Lösungen brauche es „mehr als einfache und vor allem unkundige Antworten“.

Der Theologe kritisierte Versuche, im Internet „ganz schnell Schuld und Strafe“ festzulegen. Besonders verbiete es sich, wenn in den sozialen Medien „hemmungslos erschreckend viele nun ihre ersten Steine werfen“. Die Familien des Opfers sowie der mutmaßlichen Täter seien unterschiedlich von unfassbarem Leid getroffen worden.

Auch die Bürgermeisterin Nicole Reschke (SPD) rief dazu auf, gemeinsam dem Hass zu widerstehen. „Trauer und Fassungslosigkeit liegen wie eine tonnenschwere Last auf unserer Stadt“, sagte Reschke. Hass und Hetze, gestreut von außen, würden hier jedoch keinen fruchtbaren Boden finden. „Auch den Familien der tatverdächtigen Mädchen gilt unser Blick“, erklärte die Bürgermeisterin. Auch ihnen werde Unterstützung zuteil. Ganz besonders gestützt und beschützt würden diejenigen, die Luise nahestanden – ihre Angehörigen.

Eine Trauerfeier soll laut Traueranzeige der Eltern am Mittwoch im engen persönlichen Kreis in der Kirche stattfinden. Das zwölfjährige Mädchen aus dem südwestfälischen Freudenberg war am Sonntag tot auf benachbartem rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden worden. Zwei Mädchen aus dem Umfeld des getöteten Mädchens sollen nach Angaben der Ermittler die Tat gestanden haben. Da diese jünger als 14 Jahre sind, sind sie nicht strafmündig. Sie sollen den Angaben nach vom Jugendamt in Obhut genommen worden sein.

epd
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