„Kirchen wehren sich nicht gegen Gleichstellung mit Islam“

Die christlichen Kirchen in Deutschland stellen sich zu oft an die Seite der Muslime – und verlieren so ihre eigene Identität. Diese Ansicht äußerte der Journalist Thomas Gutschker in einem Kommentar der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
Von PRO

Mit seinem berühmten Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" habe sich Ex-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) nicht um die historischen Zusammenhänge und kulturellen Wurzeln Europas geschert, schreibt Gutschker. "Nicht einmal die christlichen Kirchen hielten es für nötig, darauf hinzuweisen, dass sie schon ein wenig länger hier sind als der Islam. Schlapp zweitausend Jahre." Stattdessen habe der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider Wulff für dessen "ausgestreckte Hand" gelobt.

Der Journalist schildert die Zugeständnisse, die in Deutschland bereits an islamische Verbände gemacht wurden, obwohl diese  nur eine Minderheit der Muslime vertreten. In Berlin etwa dürften sie eigenen Religionsunterricht erteilen, in Hamburg an islamischen Feiertagen der Arbeit fern bleiben. Von den christlichen Kirchen komme kein Widerspruch gegen diese Gleichstellung: "Das ist umso erstaunlicher, als gerade die Regelung zum Religionsunterricht eine Zumutung für evangelische und katholische Christen ist", findet der FAS-Autor. "Künftig sollen ihnen muslimische Lehrer im ‚überkonfessionellen‘ Unterricht die Wertentscheidungen abendländischer Kultur erklären. Die Absurdität dieses Unterfangens scheint bislang aber nur den muslimischen Verbänden bewusst zu sein; sie dringen auf einen rein muslimischen Unterricht."

In ihrer Not suchen Kirchen in Muslimen Verbündete

Das Kölner Urteil zum Beschneidungsverbot hätten Kirchenvertreter einhellig kritisiert, anstatt sich auf ihre eigene Lehre zu besinnen: "Nur zur Erinnerung: Ein gewisser Paulus hatte die Galater (in Kleinasien) um 50 nach Christus vor Missionaren gewarnt, die von den Christen verlangten, sie sollten sich beschneiden lassen", so Gutschker. Sich der Gnade Gottes zu öffnen, sei eine Aufgabe des Geistes und des Herzens – "und ein viel anspruchsvolleres Programm als ein Bund mit Gott, der durch Verstümmelung besiegelt wird. Daran hat kein Bischof erinnert nach dem Kölner Urteil".

Die Zahl der Kirchenmitglieder schwinde, und seit dem Kruzifix-Urteil von 1995 sei der Glaube im öffentlichen Raum in Frage gestellt. "In ihrer Not suchen die Kirchen Verbündete – und da kommen die muslimischen Verbände gerade recht", heißt es in dem FAS-Kommentar. "Machtpolitisch mag die Allianz der christlichen Kirchen mit den muslimischen Verbänden klug sein (…), aber der Preis ist hoch. Die eigene Identität schwindet, Glaubensinhalte werden instrumentell angepasst."

Der Kommentar endet mit der Feststellung, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) noch 2006 gefordert habe, die Muslime müssten ihre Gewaltbereitschaft glaubhaft überwinden und für die Gleichberechtigung der Frauen sorgen. 2012 habe Präses Nikolaus Schneider lediglich angekündigt, dass es "missverständliche Äußerungen" über Muslime künftig nicht mehr geben werde. (pro)

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