Kirchen sind der AfD gleichgültig

Die AfD stößt bei den Kirchen auf Widerspruch. Die Partei verspricht sich wenig von einem Konfrontationskurs, meint FAZ-Autor Daniel Deckers, und schweige deshalb im Programm zu kirchlichen Themen.
Von Norbert Schäfer
AfD

Kritik von Seiten der Kirchen berührt die Alternative für Deutschland (AfD) wenig. Ein Schreiben von Kardinal Reinhard Marx für die Deutsche Bischofskonferenz, in der Marx der Partei Fremdenfeindlichkeit attestierte und in seiner Kritik an „Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig ließ“, habe die Partei „ungerührt“ hingenommen, schreibt Daniel Deckers in einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am Dienstag. Die Partei könne in einer Debatte mit den Kirchen „weder viel gewinnen, noch viel verlieren“. Nach Deckers Auffassung sei die AfD für „kirchlich gebundene Wähler nie sonderlich attraktiv“ gewesen, sondern erhalte den „stärksten Zuspruch dort, wo die großen Kirchen schon lange keine Bedeutung“ mehr hätten.

Kritik an den Kirchen locke daher keine Wähler für die AfD an. Im Gegensatz zu anderen Parteien habe die AfD zum staatlichen Kirchensteuereinzug und dem Religionsunterricht in Schulen in ihrem Programmentwurf zur Bundestagswahl nichts zu sagen. Deckers spricht in seinem Kommentar auch eine Warnung an die Kirchen aus. Einerseits dürften die Kirchen nicht blind werden gegenüber der „Pathologien des Islam“, andererseits auch nicht gegenüber der „Dynamik der Wanderungsbewegung nach Europa“. Sowohl bei der AfD, als auch bei den Kirchen, wisse man jeweils nur, „was nicht gehe“. Deckers bilanziert, dass die Kritik der Kirchen an der Partei zur „Förderung kultureller Intelligenz“ kaum mehr diene „als die Strategie der AfD, an niedere Instinkte zu appellieren und Ressentiments zu schüren.“

Uneinigkeit über Umgang mit AfD

Im Umgang mit der Partei herrscht Uneinigkeit zwischen den beiden christlichen Volkskirchen. Anders als beim Katholikentag, der 2016 in Leipzig stattfand, hat sich der Evangelische Kirchentag dafür entschieden, die AfD einzuladen. Anette Schultner, die Vorsitzende der Bundesvereinigung Christen in der AfD, soll nach dem Willen der Kirchentagsleitung auf einer Podiumsrunde mit dem Berliner Landesbischof Markus Dröge diskutieren. Bei der Vorstellung des Programmes zum Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 24. bis zum 28. Mai in Berlin und Wittenberg stattfinden, am Dienstag in Berlin hatte die Generalsekretärin Ellen Ueberschär erklärt, Schultner werde nicht wegen ihres Parteibuchs eingelanden, sondern weil sie die Christen in der AfD vertrete. Gegen die Einladung der AfD läuft im Internet eine Unterschriftensammlung. (pro)

Von: nob

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