Die Volkskirchen sind reich, obwohl ihnen die Mitglieder davonlaufen. Bevor auch das Geld schwindet, müssen sich die Kirchen auf das konzentrieren, was sie von anderen Sinn-Anbietern unterscheidet. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Werden die Kirchen in Zukunft wieder voller? Dazu müsste Jesus Christus in den Mittelpunkt gerückt werden.
Finanziell geht es den Kirchen blendend. Das Erzbistum München hat am Montag sein Vermögen von fünfeinhalb Milliarden Euro offengelegt, damit ist es das reichste der katholischen Bistümer. Die Katholische Kirche und die Evangelischen Landeskirchen haben 2015 fast elfeinhalb Milliarden Euro an Kirchensteuern erhalten. Die Höhe dieser Rekordsumme ist auch deshalb beachtlich, weil gleichzeitig die Zahl der Kirchenmitglieder abnimmt.
Denn auch die Austritte bewegen sich auf hohem Niveau – 400.000 waren es im vergangenen Jahr insgesamt. Die Kirchen können ihre Mitglieder nicht halten, müssen dafür aber derzeit noch keine finanziellen Einbußen hinnehmen. Offenbar haben es die Volkskirchen nicht geschafft, im Leben vieler ihrer Mitglieder dauerhaft eine aktive Rolle zu spielen. Kirchenmitgliedschaft ist für viele Deutsche mehr in der Tradition als in der Überzeugung begründet. Dass man eine Tradition über Bord wirft, wenn sie nur Geld kostet, überrascht nicht.
Die Kirchen dürfen sich nichts vormachen: Die Einnahmen haben einen Zenit erreicht, durch mehr und mehr Mitglieder im Rentenalter werden die an das Einkommen gekoppelten Kirchensteuerbeiträge weniger werden. Auch der demografische Wandel wird sich hier bemerkbar machen. Bereits heute sollten sich die Verantwortungsträger darauf einstellen und entsprechend vorausplanen. Denn die Konsequenzen sind absehbar: Mehr Gemeinden werden zusammengelegt, Pfarrer werden für einzelne Mitglieder weniger Zeit einsetzen können.
Freikirchen machen es vor
Der Journalist Matthias Drobinski sieht in dieser Zukunftsprognose eine Chance: „Die Kirchen werden neu entscheiden müssen, was der Kern ihrer Aufgaben ist, wofür sie noch Geld ausgeben, wovon sie sich lösen“, schreibt er in einem Kommentar für die Süddeutsche Zeitung. Die einzelnen Christen und Gemeinden würden an Bedeutung gewinnen, wenn die Zentralen kleiner werden.
In der Tat ist Drobinskis Hoffnung begründet. Gerade dann, wenn die Kirchen die Kraft ihrer Bemühungen von der teils abstrakten Institution hin zur Ortsgemeinde ausrichten, die auf freiwilliges Engagement angewiesen ist, werden sich mehr Menschen mit ihr identifizieren. Die Freikirchen machen es vor: Da sie sich aus Spenden finanzieren, sehen die Mitglieder direkt, wie ihre Gelder eingesetzt und welche Beträge benötigt werden. Hier geht es finanziell meist nicht um den Erhalt eines organisatorischen Überbaus, sondern um die Arbeit in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Genau in diese Arbeit an der Basis vor Ort sollten die Kirchen vor allem investieren. Denn dort zeigen sie den Menschen ihr Gesicht. Dort sehen und erleben Menschen, was Kirche ist, was der christliche Glaube bewegt und warum es sich lohnen kann, dazuzugehören. Wenn die Kirchen ihre Kraft darein setzen, für ihre Botschaft – den Glauben an Jesus Christus – zu werben, dann haben sie vielleicht eine Chance, Mitglieder zu gewinnen und zu halten, die nicht nur aus Tradition an Bord sind. (pro)
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