Kirchen geben grünes Licht für Atheisten

Die atheistischen Werbeplakate der Freidenker-Vereinigung Schweiz (FVS) dürfen nun doch auch in der Stadt Luzern aufgehängt werden. Aus Rücksichtnahme auf die Kirchen hatten sich die Verantwortlichen zunächst geweigert, die Kampagne zu genehmigen. Die Kirchen nehmen daran jedoch keinen Anstoß. 

Von PRO

"Da ist wahrscheinlich kein Gott – also sorg dich nicht, geniess das Leben" steht auf 250 Plakaten, die im Aktionszeitraum vom 26. Oktober bis zum 6. November in der ganzen Schweiz verbreitet werden sollen. Einzig in Luzern stießen die Veranstalter auf Widerstand und heftige Diskussionen: der christdemokratische Leiter für Stadtraum und Verwaltung, Rico de Bona, untersagte die Plakatierung. Laut der Tageszeitung "20 Minuten" lautete seine offizielle Begründung: "Plakate einer Organisation, die zum Kirchenaustritt animiert, werden hier nicht geduldet." Vertreter der Sozialdemokratischen Partei im Stadtrat sahen darin einen Verstoß gegen die Gleichbehandlung von Weltanschauungen, da pro-religiöse Werbung schließlich seit Jahren in der Stadt zu sehen sei, so zum Beispiel Schilder der "Aktion C" mit Bibelzitaten. Nun hat die Dienstabteilung Stadtraum und Verwaltung ihre Entscheidung rückgängig gemacht. Ein Grund dafür seien Äußerungen von Kirchenvertretern gewesen, wonach die Plakataktion keine "religiösen Gefühle" verletze und Teil der freien Meinungsäußerung sei, berichtet die Boulevardzeitung "Blick".

Atheisten fordern weitere "religiöse Abrüstung"

Die Freidenker-Vereinigung nimmt die Entscheidung nach eigenen Angaben "mit Genugtuung" zur Kenntnis. Die Organisation lobt auf ihrer Aktionshomepage geniess-das-leben.ch das Verhalten der Kirchen: "Angesichts der Tendenz, nach islamischem Vorbild mit religiösen Empfindlichkeiten jede Kritik an religiösen Lehren abzublocken, ist dies ein erfreuliches Zeichen." Bei der Entscheidung der Kirchen, sich gegen ein Verbot der Atheisten-Werbung auszusprechen, hätten aber auch eigene Interessen eine Rolle gespielt. Ein Verbot der Atheisten-Plakate hätte nämlich als Präzedenzfall verstanden werden können, um sämtliche Werbung für Religionen zu verbieten. Gerade deren "Abrüstung" sei aber das Ziel des FVS: "aufdringliche religiöse Werbung", wie etwa die der Evangelischen Allianz, müsse "generell zurückgenommen" werden, da sie ein "öffentliches Ärgernis" sei.

Kampagne erregt weltweit Aufsehen

Die Idee der Atheisten-Werbung nahm mit der "Buskampagne" der britischen Journalistin Ariane Sherine und ihres prominenten Unterstützers Richard Dawkins im Oktober 2008 in Großbritannien ihren Anfang. Zwei Monate später wurde die Kampagne auf die USA ausgeweitet, ebenso folgten Aktionen in Spanien und Italien. In deutschen Großstädten lehnten es die Verkehrsbetriebe ab, ihre Fahrzeuge mit der provokativen Botschaft zu versehen. Atheisten mieteten daher einen Bus, mit dem sie eine Tour durch 24 Städte in ganz Deutschland unternahmen. (PRO)  

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