Kirche Ziel von Satire bei „extra 3“

Eine Kirche in Düsseldorf ist Ziel des ätzenden Spottes der Satiresendung „extra 3“. Weil offenbar ein Obdachloser im Eingangsbereich störte, errichtete die Gemeinde ein abschreckendes Stahltor.
Von Jörn Schumacher

Die NDR-Sendung „extra 3“ stellte in der Rubrik „Realer Irrsinn“ einen Fall aus Düsseldorf vor: Unter dem Titel „Kirche gegen Obdachlose“ strahlte der NDR den Beitrag Mitte Dezember aus, und der wirft kein gutes Licht auf die Kirche.

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken“, sagte Jesus laut Matthäus 11,28 zu den Menschen. Und auch sonst lautet eine wichtige Botschaft der Bibel, dass bei Gott alle willkommen sind, die arm sind oder Probleme haben.

Der katholischen Kirche St. Apollinaris war der Anblick eines Obdachlosen aber offenbar ein Dorn im Auge. Weil der sich öfter im Eingangsbereich des Gotteshauses aufhielt, errichtete die Gemeinde ein starkes Stahltor. Nun kann dort niemand mehr Zuflucht finden. St. Apollinaris ist eine katholische Kirche im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk. Im Jahr 1904 erbaut, ist sie seit 1923 eine eigenständige Pfarrei und gehört zum Seelsorgebereich Unter- und Oberbilk, Friedrichstadt und Eller-West.

„Ein Obdachloser, der im Eingangsbereich campierte, passte nicht zur wunderschönen Kirche“, heißt es im NDR-Beitrag. Ironisch zitieren die Autoren die Bibel: „Klopft an, und es wird euch geöffnet“ (Matthäus 7,7). Die Sprecherin im Beitrag fügt hinzu: „Außer, wenn ihr obdachlos seid.“

Ein Sprecher der Düsseldorfer Obdachlosenhilfe „Fiftyfifty“ protestiert: „Die Kirche hat einen gesellschaftlichen Auftrag, sich gerade für Schwache und Arme in der Gesellschaft einzusetzen. Und nicht Gitter gegen sie zu errichten.“ Ehemalige Obdachlose protestieren vor der Kirche gegen die Vertreibung von Armen. „Die Seiteneingänge sind für Obdachlose Schutzräume“, sagt einer der Demonstranten.

Anwohner fühlten sich nicht gestört

„Ich war Fremder, und ihr habt mich aufgenommen“, zitieren die Journalisten weiter Jesus aus der Bibel, und fügen eigenhändig hinzu: „Weil er sich manierlich benommen hat und kein Ärgernis für die Nachbarschaft war!“

Die von den Reportern interviewten Anwohner sagen erstens, dass der Obdachlose sie nicht gestört habe, und zweitens, dass man gerade in der Umgebung einer Kirche eigentlich an Nächstenliebe denken könnte. Außerdem sagen die Anwohner, das neue Tor sei auch alles andere als schön. „Es passt nicht zur Architektur einer Kirche“, sagt eine junge Frau vor Ort. „Das sieht sehr unfreundlich aus.“

„Defensive Architektur“, um Obdachlose fernzuhalten, sei „im Trend“, stellt der NDR fest. Die Kirchengemeinde teilte auf Anfrage mit, es habe bei der Kirche in der Vergangenheit „Vandalismus und Verschmutzungen“ gegeben, „unter anderem auch durch Fäkalien“.

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