Kirche wird im Netz angegriffen

Hassredner und Internettrolle erschweren die evangelische Medienarbeit im Internet. Das haben Mitarbeiter der Plattform evangelisch.de am Donnerstag in Berlin erklärt. Eine aktuelle Studie gibt Tipps, wie Kirchenmitarbeiter sich verhalten sollen, wenn sie im Netz beleidigt und verletzt werden.
Von Anna Lutz
Egal ob bei Facebook, Twitter oder Instagram: Auf all diesen Plattformen hat auch die Kirche mit Hassbotschaften zu kämpfen

„Wir werden angegriffen“, sagte Pfarrer Frank Muchlinsky, Mitarbeiter der Plattform evangelisch.de. Das gehe von unflätigen Kommentierungen in Sozialen Medien unter Artikeln bis hin zu beleidigenden Emails, die regelmäßig die Redaktion erreichten. Muchlinsky ist einer der Referenten bei der Tagung „Shitstorms, Trolle und Hate Speech“ von Mittwoch bis Freitag in Berlin. Veranstalter ist das Studienzentrum für Genderfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Auf Hass mit Komplimenten reagieren

Als christlichen Weg, auf Hassbotschaften zu reagieren bezeichnete, die Social Media-Redakteurin bei evangelisch.de, Stefanie Spitzer, es, positiv auf die Beleidiger einzugehen. Vorbild ist ihr dabei die Geschichte einer übergewichtigen Amerikanerin. Nachdem sie ein Foto von sich selbst im Internet teilte, auf dem sie leicht bekleidet zu sehen war, erreichten sie zahlreiche Hasskommentare. Die junge Fraue reagierte darauf, indem sie Komplimente auf den Seiten ihrer virtuellen Feinde hinterließ. Im Redaktionsalltag hingegen sind solch aufwändige Reaktionen selten. Auch die Autoren bei evangelisch.de würden immer wieder durch Nachrichten verletzt. Evanglisch.de melde regelmäßig Nutzer bei Facebook, Konsequenzen ziehe das Soziale Netzwerk selten. Anzeigen bei der Polizei habe die Redaktion bisher nicht gestellt.

Muchlinsky beantwortet im Auftrag von evangelisch.de Fragen der Leser zu Glaube, Kirche und Religion. Besonders häufig wünschten sich die Leser von ihm „Absolution“. Überdurchschnittlich häufig gehe es etwa um ethisch korrektes Sexualverhalten. Viele wollten von ihm klare Wegweiser nach dem Motto: „Wo geht es zum Heil und wo geht es zum Verderben“, sagte Muchlinsky.

Eine Zunahme von Angriffen auf kirchliche Äußerungen im Netz bestätigt auch eine aktuelle Studie der Evangelischen Kirche zum Thema Hassrede. Darin heißt es, die Kirche sei in den vergangenen Jahren verstärkt mit diesem Phänomen konfrontiert worden. Besonders, wenn sich Kirchenleute zu den Themen Gender, Islam oder Flüchtlinge äußerten, komme es häufig zu Verunglimpfungen und Drohungen.

Käßmann und Diener geben Tipps

Die Untersuchung gibt kirchlichen Mitarbeitern Ratschläge, wie sie mit Hass im Netz umgehen können. Die scheidende Reformationsbotschafterin Margot Käßmann etwa empfiehlt, Menschen aus der Kirche sollten sich im Internet verstärkt zu Wort melden und zur Mäßigung aufrufen.

Das Mitglied des Rates der EKD und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, erklärt, ihn erreichten Hassbotschaften zum Thema Homosexualität. Dabei werfe man ihm einerseits vor, zu kritisch mit Homosexualität umzugehen, andere schrieben ihm, er sei zu unkritisch. Er selbst antworte auf Beleidigungen gar nicht. Der Kirche empfiehlt er, Mitarbeiter gezielt in der Kommunikation zu schulen und professionell begleiten zu lassen.

Die Öffentlichkeitsreferentin des Studienzentrums für Genderfragen, Annika Lukas, empfiehlt: „Wenn Sie in den Fokus eines Shitstorms geraten, kostet es Kraft, diesen zu bewältigen. Holen Sie sich Hilfe. Lassen Sie Reaktionen, die Sie persönlich beleidigen, von Dritten moderieren oder bearbeiten.“

Von: Anna Lutz

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