"Ein bloßes Ressentiment gegen ‚die da oben‘ enthält noch keine Antwort auf die Frage, wie denn gerade komplexe Gesellschaften ohne Eliten gesteuert und gestaltet werden sollen", heißt es in dem neuen Papier. "Die Kirche droht zu einer Art Gegenwelt zu werden, die vom Standpunkt der besseren Moral aus andere Eliten kritisiert, in Wahrheit jedoch gerade keine Verantwortung übernimmt."
"Wir haben diesen Eliten viel zu verdanken", erklärt der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider im Vorwort des Papiers. "In den vergangenen Jahren drohte ein falsch verstandener Egalitarismus in unserer Kirche zu verhindern, dass evangelische Verantwortungseliten ihre Kraft entfalten konnten." Dies sei vielerorts erkannt worden. "Dennoch haben viele Menschen immer noch das Gefühl, in unseren Gemeinden und damit in unserer Kirche nicht willkommen zu sein." Da müsse die Kirche gegensteuern und Mitglieder dieser Elite ansprechen und einladen, "denn unsere Kirche braucht ihre Anwesenheit, Mithilfe und Strahlkraft".
Mitautor des Grundsatzpapiers ist der ehemalige EKD-Chef und Berliner Bischof Wolfgang Huber. Vor dem Hintergrund schrumpfender Mitgliederzahlen und Finanzen hatte er 2007 grundlegende kircheninterne Reformen angestoßen und 2008 das kirchenintern als zu unternehmerfreundlich kritisierte Wirtschaftspapier vorgelegt. Die nachfolgende Wirtschafts- und Finanzkrise zwang die EKD dann schnell wieder zu deutlich wirtschaftskritischeren Tönen. (dpa/pro)