Kirche will Dialog mit Islam verstärken

Die Evangelische Kirche in Deutschland will den Dialog mit Muslimen verstärken. Das haben die Protestanten in einem neuen Positionspapier erklärt und wollen damit auch einer breiten gesellschaftlichen Skepsis gegen den Islam begegnen. Letztere belegt eine Studie, die die Protestanten zeitgleich veröffentlichten.
Von Anna Lutz
Der Berliner Bischof Markus Dröge warb am Montag für einen intensiveren Dialog mit dem Islam

Die Evangelische Kirche in Deutschland ist sich sicher: Der interreligiöse Dialog gehört „zutiefst zum Wesen der Kirche“. Deshalb und weil der Islam hierzulande zunehmend Anfeindungen erfahre, will sie das Gespräch mit Muslimen künftig stärker suchen. In dem am Montag veröffentlichten Positionspapier zum christlich-islamischen Dialog heißt es, die Kirche bekräftige „ihr Ja zur religiösen Vielfalt in Deutschland“. Doch die Protestanten äußern auch Sorgen im Miteinander mit dem Islam. In Anspielung auf den Verband Ditib erklärt das Papier eine strukturelle Nähe religiöser Organisationen zu nationalen ausländischen Regierungen zum Problem und warnt zudem vor religiösem Extremismus.

Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge erklärte bei der Vorstellung, er habe „viele gute Erfahrungen mit dem interreligiösen Dialog“ gemacht. Er sprach von einem „Vertrauensverlust“ gegenüber der Ditib: „Trotzdem versuchen wir, eine gewisse Gesprächsebene zu halten, aber das ist schon zurückgenommen.“ Er erwarte seinerseits auch von Muslimen, dass sie sich dem Dialog stärker öffneten. Vor allem an der Basis, also in den Moscheegemeinden selbst, vermisse er oft die Bereitschaft dazu.

Studie zeigt Skepsis gegenüber dem Islam

Zeitgleich mit dem Positionspapier stellte die Evangelische Kirche am Montag eine Studie ihres Sozialwissenschaftlichen Instituts zur Sicht der Bevölkerung auf Muslime vor. Demnach akzeptieren die Deutschen eher die Muslime als den Islam an sich. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, der Islam passe nicht in die deutsche Gesellschaft. Etwas mehr als ein Drittel war gegenteiliger Meinung. Zwei Drittel sagten, Muslime gehörten zum Alltagsleben, rund ein Viertel verneinte. Über die Hälfte sieht unter den Muslimen „viele religiöse Fanatiker“, ein Drittel nicht. Die Hälfte der Befragten gab an, Christentum und Islam hätten einen gemeinsamen Glaubeskern. Islamischer Reliunterricht lehnte über die Hälfte ab, ein Drittel sah ihn positiv. Auf die Frage, ob die Befragten etwas gegen einen muslimischen Bürgermeister hätten, antwortete sie geteilt: Je knapp die Hälfte stimmte mit Ja oder Nein.

Laut Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut ist die Ablehnung des Islam auch auf ein geringes Wissen über die Religion zurückzuführen. Ein Viertel der Befragten gab an, gut oder sehr gut über den Islam Bescheid zu wissen. Ahrens nannte das „durchaus ausbaufähig“. Am positivsten bewerteten jene Menschen den Islam und die Muslime, die intensiveren Kontakt pflegen, etwa die 14- bis 18-Jährigen, diejenigen mit höherem Bildungsabschluss und eher jene im Westen als im Osten. Eine Mehrheit der Befragten wünscht sich von der Evangelischen Kirche einen Dialog mit dem Islam, vor allem, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und soziale Themen zu besprechen. Rund jeder zehnte Befragte will den Abbruch der Gespräche mit Muslimen. Für die Studie hat das Institut in den ersten beiden Augustwochen über 2.000 Personen ab 14 Jahren telefonisch befragt.

Von: Anna Lutz

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