„In beiden Kirchen gibt es nach wie vor zu wenig Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und für die Leistungsfähigkeit der sozialen Marktwirtschaft“, zitiert die Tageszeitung Die Welt den Vorsitzenden des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland. Er beobachtet in der evangelischen Kirche die Neigung, „den Wohlstand und das einzigartige soziale Sicherungsniveau in Deutschland gering zu schätzen“. Protestantische Wirtschaftsethik könne aber nicht funktionieren, wenn sie die Marktwirtschaft generell unter Verdacht stelle. Die Kirche befördere die seit der Finanzkrise starke Skepsis vieler Deutscher gegenüber der Marktwirtschaft und die Neigung zu einer Überregulierung damit noch. Barrenstein spricht von „vorbehaltloser Unterstützung des Mindestlohns“ und „pauschalen ,Gier‘-Vorwürfen in der Diskussion über Managergehälter“.
Stattdessen müsse aus dem reformatorischen Denken „ein klares Bekenntnis auch zur unternehmerischen Freiheit folgen, zu einer liberalen Ordnungspolitik, die wirtschaftlicher Betätigung Regeln gibt, aber nicht ständig neue Vorschriften macht“. „Ein pauschales Verdammen jeder Form der Arbeit von Kindern“ sei hingegen wenig hilfreich. „Wenn ältere Kinder in sehr armen Ländern Arbeit finden und zugleich eine Ausbildung machen können, ist das immer noch besser, als wenn sie in die Kriminalität oder die Prostitution getrieben werden.“ Mit seiner Kritik bezieht Barrenstein sich vor allem auf die im März veröffentlichte Ökumenische Sozialinitiative mit dem Titel „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“.
Barrenstein rät der Evangelischen Kirche in Deutschland in Zeiten des Mitgliederschwundes deshalb: Zurück zum Kerngeschäft. „Kirche muss theologisch so attraktiv werden, dass man wieder eintreten will“, schreibt er. „Eine Predigt soll mir für die ganze Woche zu denken geben, nicht aber mich so langweilen, dass ich während der Predigt an meine beruflichen Termine der kommenden Woche denke.“ (pro)