Kirche soll aufbrechen statt sich zurückziehen

Der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Werner Philipp, bedauert es, dass die Kirche im Rückzug denkt. Er will den Fokus darauf legen, dass Neues wächst. Christen müssten wieder sprachfähig für ihren Glauben werden.
Von Jonathan Steinert
Bischof Werner Philipp, Evangelisch-methodistische Kirche

Werner Philipp, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, wünscht sich für seine Kirche einen Blickwechsel: Der Fokus sollte nicht auf sinkenden Mitgliederzahlen und überalterten Gemeinden liegen, sondern darauf, wie Christen ihren Glauben weitergeben können. Das sagte Philipp bei einem Besuch in der PRO-Redaktion. „Wir sollten offen sein für das Wirken des Heiligen Geistes“, betonte er. Dazu wolle er als Bischof ermutigen.

Philipp steht seit Februar an der Spitze der Freikirche. Zu ihr gehörten in Deutschland zum Jahresende 2023 42.900 Mitglieder in mehr als 400 Gemeinden. Sie habe einen Rückgang von jährlich einem bis drei Prozent zu verzeichnen, die Corona-Pandemie habe deutliche Einschnitte hinterlassen, sagte Philipp. In vielen Gemeinden fehle die jüngere und auch die mittlere Generation. Das sei eine große Not.

Doch Philipp will den Blick darauf lenken, dass Neues entstehen kann. Das hat er schon bei seiner Amtseinführung anhand eines prophetischen Wortes von Jesaja deutlich gemacht: „Gott ist bereits am Werk. Er lässt Hoffnung keimen, wo wir keine Zukunft sehen.“

Glauben auch im Tun bezeugen

Christen sollten das Salz in der Suppe sein, Kontakte zu Nichtchristen suchen und die Gesellschaft mitgestalten, sagte er im PRO-Gespräch. „Die Krise der Kirche ist ein Symptom. Das eigentliche Problem ist, dass wir nicht mehr sprachfähig sind, unseren Glauben so weiterzugeben, dass Menschen davon angesprochen sind.“ Das müsse auf Augenhöhe mit dem Weltbild der Menschen geschehen – und sich im Handeln zeigen. „Wir waren sehr wortlastig. Wenn wir mehr tun würden, wovon wir reden, würde der Funke eher überspringen.“

Als Beispiel, wo Christen sich einbringen könnten, nannte er das Thema Einsamkeit. Auch naturwissenschaftliche Fragen oder technische Entwicklungen wie künstliche Intelligenz böten Anknüpfungspunkte, um über Themen zu sprechen, die den Glauben betreffen. Diese Themen gelte es auch in den innertheologischen Debatten zu reflektieren. Werner stellte fest, dass das Christentum stark ethisch aufgeladen worden sei. Kernfragen seien jedoch die nach Heil, nach Gott oder der Auferstehung. Die Sehnsucht nach Sinn sei auch in der säkularisierten Gesellschaft groß, sagte Werner.

Philipp stammt aus dem Erzgebirge, wo er 1967 geboren wurde. Aus politischen Gründen durfte er in der DDR kein Abitur ablegen. So wurde er zunächst Dachdecker, bevor er am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz und Reutlingen Theologie studierte. In den USA erwarb er einen „Doctor of Ministry“. Er war Pastor in mehreren sächsischen Gemeinden, zuletzt Superintendent im Distrikt Zwickau.

Die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland gehört der weltweit organisierten Evangelisch-methodistischen Kirche, der „United Methodist Church, an, die im Weltrat mit rund 80 weiteren Kirchen methodistischer Prägung verbunden sind. Die Freikirche geht auf den englischen Theologen John Wesley (1703–1791) zurück.

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