Die 145 Werbesekunden für den Film „United 93“ sind tatsächlich sehr bewegend. Denn der britische Regisseur Paul Greengrass hat die Ereignisse des 11. September sehr realistisch nachgestellt. Im Kern geht es um den Flug 93 der Linie „United Airlines“; es war eines der vier entführten Flugzeuge, die am 11. September 2001 von Terroristen zu Waffen umfunktioniert wurden.
Zunächst geisterte nur ein sehr knapper Trailer durch die Kinos, in dem kaum Bilder aus dem Film, sondern hauptsächlich Schwarzblenden mit Text zu sehen waren. Der neue Trailer hingegen, der seit ein paar Tagen in 3.000 US-Kinos läuft, zeigt erste Ausschnitte aus dem Film und weckt bei manchem Zuschauer unangenehme Erinnerungen. Viereinhalb Jahre danach zeigten sich viele Zuschauer empört. Laut dem „Spiegel“ starteten einige Zuschauer sogar einen Boykottaufruf im Internet.
Der Film „United 93“ ist auch deswegen so emotional, weil er die Versuche der Passagiere zeigt, die Entführer zu überwältigen. Über Telefon waren einige von ihnen mit der Außenwelt verbunden. Vermutlich wollten die saudischen Terroristen das Flugzeug in das Weiße Haus oder in den Landsitz von US-Präsident George W. Bush lenken. Nachdem die Passagiere einen Aufstand organisierten, ging die Maschine schließlich auf einem Acker bei Shanksville in Pennsylvania nieder. Keiner der 37 Passagiere überlebte. Auch die vier Kidnapper Saeed al-Ghamdi, Ahmed al-Haznawi, Ahmed al-Nami und Ziad Jarrah starben.
In dem Film mischen sich nachgestellte Szenen mit Original-Aufnahmen des Ereignisses. Unter anderem ist das brennende World Trade Center zu sehen, und Original-Stimmen sind zu hören. „Ich glaube, die Leute sind noch nicht bereit für so einen Film“, zitiert die BBC einen Kinobesitzer.
Trotz der heftigen Reaktionen soll „United 93“ am 25. April beim Tribeca Film Festival in New York uraufgeführt werden – unweit von Ground Zero. Drei Tage später läuft der Streifen regulär in den amerikanischen Kinos an.
Eine Geschichte von Heldenmut
Regisseur Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“) wurde nach eigener Aussage sehr früh klar, dass er über die Ereignisse des 11. September einen Film machen wollte. „Als wir die Angehörigen der Opfer besuchten, wurde deutlich, dass auch sie alle wollten, dass darüber ein Film gemacht wird. Wenn wir uns ansehen, was in diesem Flugzeug passiert ist, sehen wir eine Geschichte über den Mut und die innere Stärke von Menschen, aber auch über Weisheit. Deshalb sollten wir diesen Menschen zuhören.“
Die Macher des Films rufen dazu auf, Geld an einen Fonds für die Hinterbliebenen zu spenden: www.honorflight93.org. Auf der Webseite zum Film hat Universal zudem Kurz-Biographien aller Opfer zusammengestellt.
In Deutschland wird der Film voraussichtlich am 25. Mai unter dem Titel „Flug 93“ in die Kinos kommen.
Von Regisseur Oliver Stone wird am 28. September der Film „World Trade Center“ folgen. Er handelt von New Yorker Polizisten, die Menschen vom Anschlagsort evakuieren wollen und selbst zu Opfern werden. In der Hauptrolle wird Nicolas Cage zu sehen sein. Ebenfalls mit den Anschlägen des 11. September beschäftigt sich „102 Minutes“, ein Film zu dem gleichnamigen Buch, das sich mit den Ereignissen zwischen dem Einschlag des ersten Flugzeugs und dem Einsturz des ersten Turms beschäftigt.