Kindesentführer zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt

Der Kindesentführer Axel H. muss eineinhalb Jahre in Haft. Das Lüneburger Landgericht hat das Urteil gegen den Mann, der als christlicher Fundamentalist gilt, am Donnerstag gefällt. Im Prozess rechtfertigte er seine Taten mit der Bibel.

Von PRO

Axel H. hatte seine vier Kinder nach Afrika verschleppt. Erst 136 Tage nach der Entführung kehrten sie wohlbehalten zur Mutter zurück. Das Landgericht Lüneburg verurteilte den 38-Jährigen nun wegen Kindesentziehung, wie "Spiegel Online" berichtet.

Presseberichten zufolge ergab die Gerichtsverhandlung, dass der Krankenpfleger im April in das Haus seiner von ihm getrennt lebenden Familie eingedrungen war. Er entwendete unbemerkt Pässe und Sparbücher der vier kleinen Kinder Jonas, Benjamin, Miriam und Lisa. Am nächsten Besuchstag habe er so getan, als wolle er mit seinen Kindern eine Radtour unternehmen. Tatsächlich fuhr er mit ihnen zum Flughafen Hannover und bestieg ein Flugzeug nach Ägypten. Er reiste mit seinen Kindern durch das Land am Nil, auch in den Sudan verschleppte er sie. Am 7. September entdeckten ihn Fahnder in einem Internet-Café in Kairo.

Der Verurteilte soll seiner Frau vor Gericht Ehebruch und Verrat vorgeworfen haben. "Wenn sie ihr Verhalten nicht ändert, wird sie von Gott in die Hölle geschickt", zitiert ihn die Agentur dapd. Er habe seine Kinder vor ihr bewahren wollen: "Durch ihren Lebensgefährten lebt sie den Kindern Unzucht vor", zitiert ihn der "Spiegel". Im Frühjahr 2009 hatte sich das Paar getrennt. Die Frau hat einen neuen Lebensgefährten, der sie regelmäßig am Wochenende besucht. Vor Gericht soll sie auch beschrieben haben, wie sich Axel H. während ihrer Ehe immer mehr radikalisierte. Zuletzt habe er sich immer mehr von der Kirche distanziert, den Kindern verboten, den Fußballverein oder den Kindergarten zu besuchen. Sonntagmittags habe er das Kochen untersagt, das sei gegen die Vorschriften der Bibel. Die Haare der Frau und der Mädchen hätten nicht kurz sein dürfen. Auch das Autofahren sei tabu gewesen, sogar für ihn selbst. (pro)

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