Kinder im Netz: Eltern übersehen Gefahren

Eltern wissen zu wenig darüber, was ihre Kinder im Internet tun. Dabei sind Aufklärung und Gespräche über mögliche Gefahren im Netz ein besserer Schutz als alle technischen Möglichkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt der "Norton Online Family Report".
Von PRO

Kinder sind weltweit sehr selbständig im Internet unterwegs, heißt es in dem Report, allerdings haben 62 Prozent bereits schlechte Erfahrungen im Netz gemacht. Davon wussten nur 45 Prozent der Eltern, obwohl vier von fünf in der Studie angaben, "gut informiert" über die Internetaktivität ihrer Sprösslinge zu sein. 71 Prozent haben mit ihren Kindern über Sicherheit im Internet gesprochen. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) gibt zu, dass sie nur manchmal wissen, welche Seiten ihre Kinder im Netz besuchen. Schwedische Eltern wissen am wenigsten darüber Bescheid, was sich ihre Kinder anschauen (17 Prozent). Fünf Prozent aller Eltern geben zu, dass sie keine Ahnung haben, was ihre Kinder im Internet tun. Diese Ergebnisse stammen aus einer internationalen Studie, die die Firma "Symantec" dieser Tage veröffentlicht hat. Symantec entwickelt und vertreibt Sicherheitssoftware. Der "Norton Online Family Report" soll Einblicke in das Familienleben geben. Zumindest in den Teil des Alltags, der sich online abspielt.

Eltern setzen bei der Medienerziehung häufig falsche Schwerpunkte, so eine Schlussfolgerung der Erhebung. "Eltern fürchten sich vor Sexualverbrechern, übersehen dabei aber alltäglichere Gefahren wie zum Beispiel Mobbing im Internet. Und mehr als die Hälfte der Familien gefährdet sich dadurch, dass Kinder unkontrolliert Inhalte aus dem Netz herunterladen", erläutert Marian Merritt, Expertin für Internetsicherheit bei Norton. Mehr als die Hälfte der Kinder (51Prozent) gab an, dass ihre Eltern es ihnen erlaubt, unbeaufsichtigt Computerspiele herunterzuladen.

Scham und Reue wegen Netz-Aktivitäten

Im Durchschnitt haben Kinder 56 Online-Freunde. Acht von zehn Kindern kennen mehr als die Hälfte ihrer Online-Freunde auch im "wirklichen Leben". Obwohl fast die Hälfte denkt, dass sie im Internet vorsichtiger ist als ihre Eltern, haben zwei Drittel bereits negative Erfahrungen im Web gemacht. 41 Prozent der Kinder haben erlebt, dass ein Fremder sie als Freund in sein Netzwerk aufnehmen wollte. Jeder Vierte hat bereits Gewalt- oder Erotikinhalte im Netz gesehen. Mehr als ein Drittel der Kinder reagiert auf derartige Vorfälle wütend, verunsichert, verängstigt oder verstört. Ein Fünftel der Kinder empfindet Scham und Reue für Dinge, die im Internet vorgefallen sind. Kinder fühlen sich laut dem Norton Report für ihre negativen Erfahrungen im Netz verantwortlich.

Laut Merritt ist das "eine ganz gefährliche Mischung. Kinder fühlen sich für viele Dinge verantwortlich, an denen sie gar nicht schuld sind, und die Gefühle schwappen hoch". Da sei es wichtig, dass Kinder wüssten, dass ihre Eltern bei Schwierigkeiten und Problemen zuhören und auch helfen, alles wieder ins Lot zu bringen. "Wenn Kinder damit rechnen, beschuldigt oder bestraft zu werden, dann kehren sie solche Vorfälle einfach unter den Teppich", so Merritt. Der Großteil der Kinder gab übrigens an, sich bezüglich Unterstützung oder Ratschlägen an die Eltern wenden zu wollen, wenn etwas falsch läuft. "Technische Lösungen können hilfreich sein, aber der Einfluss der Eltern spielt eine entscheidende Rolle. Die mit Abstand wirkungsvollste Methode, Kinder im Internet zu beschützen, ist der offene Umgang mit den Themen", so Merritt weiter.

Zocken oder Chatten

Weltweit verbringen Kinder im Durchschnitt mehr als 1,6 Stunden pro Tag im Internet, pro Woche sind es etwa 11,4 Stunden. Damit ist die Onlinezeit der jungen Leute gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Die meiste Zeit, nämlich durchschnittlich 18,3 Stunden pro Woche, verbringen brasilianische Kinder im Internet. Acht von zehn räumten in der Befragung aber ein, dass dies zu viel sei. Am liebsten spielen Kinder im Internet (83 Prozent). Zwei Drittel (72 Prozent) surfen die meiste Zeit.

Der "Norton Online Family Report" basiert auf einer Studie, die im Februar 2010 von "Strategy One", einer unabhängigen Marktforschungsfirma, im Auftrag von "Symantec" durchgeführt wurde. Für die Studie hatten rund 1.700 Eltern mit Kindern im Alter von 8 bis 17 Jahren einen Online-Fragebogen ausgefüllt. Außerdem wurden rund 2.800 Kinder zwischen 8 und 17 Jahren befragt. Die Umfrage umfasst Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Neuseeland, Spanien, Schweden, Großbritannien und die USA. (pro)

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