„Killerspieler“ wehren sich gegen drohendes Verbot

Nicht erst seit dem Amoklauf von Winnenden tobt eine Debatte um das Verbot sogenannter "Killerspiele". Nun haben die Spieler selbst beschlossen, sich zu wehren. Mit einer Onlinepetition setzen sie sich gegen die "Diffamierung" von Zockern ein – und finden zahlreiche Unterstützer.
Von PRO

"Mit Bedauern stelle ich fest, dass die Debatte von Unkenntnis, Polemik, Unsachlichkeit und Vorurteilen geprägt ist, gerade aus den Reihen der Politik", heißt es in der Petition, die auf der Internetseite des Bundestages abrufbar ist. In ihr wehren sich Computerspieler gegen "(vor-)schnelle Verbotsforderungen" und ein "prinzipielles Herstellungs- und Vertriebsverbot von Filmen und Computerspielen für Erwachsene". Am 5. Juni hatte die Innenministerkonferenz der Länder ein solches Verbot beschlossen. Eine Reaktion auf die Ereignisse in Winnenden.

Ein solches Verbot werde "den vielschichtigen Aspekten solcher Ereignisse nicht gerecht" und wirke eher verharmlosend und verhindere so eine gründliche Aufarbeitung, heißt es in der Petition weiter. Zwar seien "gewaltverherrlichende" Medien aus gutem Grund verboten, doch stehe das im Widerspruch zu Artikel 5 des Grundgesetzes, wo es heißt: "Eine Zensur findet nicht statt." Schon heute kämen in Deutschland die strengsten Jugendschutz-Gesetze in ganz Europa zum tragen. Eine Altersbeschränkung bei Spielen hält Peter Schleußer, der Verfasser der Petition, hingegen für gerechtfertigt und notwendig.

Den "irreführenden" Begriff Killerspiele vermeiden

So fordert er, "den irreführenden und diskriminierenden Begriff ‚Killerspiele‘ aus der politischen Diskussion zu nehmen", "das Vertrauen der Öffentlichkeit in die bestehenden staatlichen Jugendschutzmechanismen zu stärken" und "den Vollzug bestehender Gesetze zu verbessern und zu gewährleisten, dass Kindern und Jugendlichen nur Computer- und Videospiele entsprechend der USK-Jugendfreigabe zugänglich gemacht werden". Eltern und Pädagogen sollen die Förderung der Medienkompetenz bei Kindern unterstützen und die Computer- und Videospiele-Branche soll künftig in Deutschland gefördert werden.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat die Petition knapp 17.000 Unterzeichner, und das, obwohl sie erst am 7. Juli im Internet veröffentlicht wurde. Die Forderungen können noch bis zum 19. August online unterzeichnet werden. Die letzte Onlinepetition, die auf ein derart großes Echo in der Bevölkerung und in den Medien gestoßen ist, wendete sich gegen die Indizierung und Sperrung von Internetseiten. Sie wurde von über 130.000 Menschen unterzeichnet.

Onlinepetitionen sind seit September 2005 möglich. Wird eine Petition innerhalb von drei Wochen nach Veröffentlichung von 50.000 oder mehr Personen unterstützt, muss in der Regel der Petitionsausschuss öffentlich über sie beraten. Der Petent, also der Antragssteller, wird zu dieser Beratung eingeladen und erhält Rederecht. Dadurch gewinnen die Anliegen vor allem öffentliche Aufmerksamkeit. Eine gesetzliche Änderung ist damit aber nicht garantiert. Mit der Petition gegen Internetsperren will sie der Petitionsausschuss laut "Tagesschau" erst nach der Bundestagswahl befassen. (PRO)

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