KI im Alltag der Jugendlichen angekommen

Die Künstliche Intelligenz ist mittlerweile fester Bestandteil des Alltags junger Menschen. Das hat die aktuelle JIM-Studie bestätigt. Deutlich dabei wird auch, dass vielen Befragten die Selbstkontrolle im Umgang mit dem Smartphone schwerfällt.
Von Johannes Blöcher-Weil
Künstliche Intelligenz gibt es mittlerweile fast überall. Sie nehmen einen immer wichtigeren Raum im Leben junger Menschen ein.

Immer mehr Jugendliche verlassen sich für die Schule, zur Recherche oder zur Beantwortung alltäglicher Fragen auf die Hilfe Künstlicher Intelligenz. Wie bereits im Vorjahr setzen die Jugendlichen KI beim Erledigen der Schulaufgaben ein. Der Wert bei den Zwölf- bis 19-Jährigen ist im Vergleich zum Vorjahr von 65 auf 74 Prozent gestiegen.

Deutlich gewachsen ist die Nutzung auch, um Informationen zu suchen. Diese stieg gegenüber 2024 um 27 Prozentpunkte auf 70 Prozent. Hinter klassischen Suchmaschinen wird ChatGPT bereits am zweithäufigsten als Recherche- und Informationstool verwendet. Die Informationen, die die KI liefert, halten 57 Prozent für vertrauenswürdig.

ChatGPT ist die mit Abstand wichtigste Anwendung unter den Zwölf- bis 19-Jährigen. 84 Prozent haben es bereits verwendet. Inzwischen arbeitet die Hälfte der Jugendlichen mindestens mehrmals pro Woche damit. Mit deutlichem Abstand folgen Google Gemini und Meta AI, auf die jeweils rund ein Drittel zumindest selten darauf zurückgreift. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia liegt relativ weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz und ist für ein Fünftel regelmäßige Anlaufstelle.

Zwei Drittel der Befragten fällt Regulierung schwer

Für die Jugendlichen bleibt das Smartphone ihr ständiger Begleiter und das zentrale Medium. 95 Prozent aller Befragten besitzen ein eigenes Smartphone und nutzen dies auch regelmäßig. Obwohl die meisten Jugendlichen wissen, dass ihnen Pausen vom Smartphone guttun, fällt ihnen die Selbstregulierung im Umgang mit dem Gerät schwer, heißt es bei der Vorstellung der JIM-Studie.

Die durchschnittliche Smartphone-Bildschirmzeit der Jugendlichen liegt bei knapp vier Stunden täglich. Deutliche Unterschiede zeigen sich im hierbei im Altersverlauf: Zwölf- bis 13-Jährige kommen auf 166 Minuten täglich, volljährige Jugendliche auf 278 Minuten und damit auf über viereinhalb Stunden. 68 Prozent der Befragten fällt es schwer, die eigene Bildschirmzeit zu regulieren.

Die Mehrheit der Zwölf- bis 19-Jährigen stimmt der Aussage voll oder weitgehend zu, dass sie häufig mehr Zeit am Handy verbringen als ursprünglich geplant. 67 Prozent geben an, dass sie es genießen, auch einmal offline zu sein und Zeit ohne Smartphone und Internet zu verbringen – dieser Anteil ist im Vergleich zu 2024 um acht Prozentpunkte gestiegen.

Müdigkeit durch extreme Handynutzung

Gleichzeitig zeigt sich hier eine Diskrepanz zwischen Einsicht und Verhalten: Nur 36 Prozent berichten, ihr Handy regelmäßig auszuschalten, um bewusst Zeit für sich zu haben. Auch auf den Schlaf kann die Smartphonenutzung einen erheblichen Einfluss haben. Rund 30 Prozent berichten, morgens oft müde zu sein, weil sie ihr Handy nachts zu spät aus der Hand legen.

In der Rangliste der wichtigsten Apps steht WhatsApp unverändert mit großem Abstand auf Platz eins: 84 Prozent zählen den Dienst zu ihren Top drei. Dahinter folgt Instagram, das von einem Drittel der Jugendlichen genannt wird. Snapchat liegt mit 24 Prozent erstmals seit 2017 wieder auf Rang drei, knapp vor TikTok (23 Prozent). YouTube verliert dagegen um sechs Prozentpunkte: nur noch ein Fünftel zählt das Angebot zu den wichtigsten Apps.

Problematische Inhalte konsequent löschen

In die Zukunft blicken Jugendliche ambivalent. Vorfreude wecken vor allem Meilensteine in der eigenen Biografie. Für ein Drittel der Jugendlichen gehört dazu der nächste Bildungsschritt, etwa der Abschluss der Schule oder Ausbildung beziehungsweise der Beginn eines Studiums. Sorgen bereitet dagegen hauptsächlich die Weltlage (41 Prozent), insbesondere aktuelle Kriegssituationen, die Angst vor neuen Konflikten und die politischen Entwicklungen im In- und Ausland.

Der Intendant des SWR, Kai Gniffke, bezeichnete die KI-Ergebnisse als Ansporn, alles daranzusetzen, „dass gerade junge Menschen qualitativ hochwertige Nachrichten und Inhalte erhalten, die den journalistischen Qualitätsmaßstäben entsprechen“. Immer mehr Jugendliche würden Fake News begegnen. Deswegen seien aus Sicht von Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, die Plattformen in der Pflicht, „problematische Inhalte konsequent zu löschen. Denn mit großer Reichweite geht große Verantwortung einher“.

„JIM“ steht für Jugend, Information, Medien. Für die repräsentative Studie wurden vom 2. Juni bis 12. Juli 2025 insgesamt 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch und online befragt. Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) erstellt. Der MPFS ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen.

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