Kerner in Afghanistan: viele Infos, schlechte Quote

Die Spezialausgabe der Sat.1-Talkshow "Kerner" mit Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg aus Afghanistan hat am Donnerstagabend trotz großer Diskussionen im Vorfeld nur wenige Zuschauer erreicht. Johannes B. Kerner selbst verteidigte die Sendung als "Aufklärung" über die Lage der Soldaten.
Von PRO

Mit nur knapp über einer Million Zuschauer und einem Marktanteil von 7,2 Prozent fielen die Einschaltquoten für die Talkshow von Kerner wie zuletzt gering aus – und das trotz einer aufwändig produzierten Spezialausgabe aus Afghanistan, über die im Laufe der Woche viel diskutiert wurde. Kritiker hatten Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine "Selbstinszenierung" vorgeworfen – aufgrund des Interviews, aber auch, weil seine Frau Stephanie ihn auf der Reise begleitete.

Kerner: Sendung ist "Aufklärung"

Kerner verteidigte seine Sendung, die bereits am Montag in Masar-i-Scharif aufgezeichnet worden war. "Uns ging es darum, Aufmerksamkeit auf die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten zu richten", sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. "Meine Vermutung war, dass die Menschen zu wenig wissen von den Vorgängen vor Ort. Und wenn Unkenntnis herrscht, hilft Aufklärung." Die Wucht der Kritik habe ihn "überrascht", sagte der Moderator. Die Truppe habe den Besuch der zu Guttenbergs und der Medien "sehr geschätzt, weil sie die Geste wohl verstanden hat".

Vom harten Alltag der Soldaten

Zu Guttenberg würdigte im Interview die Leistung der Soldatinnen und Soldaten – teils mit erhobener Stimme gegen den Lärm landender Hubschrauber. Über einen Abzug aus Afghanistan könne man nachdenken, sobald er "verantwortungsbewusst" möglich sei, etwa wenn der afghanischen Bevölkerung ein "Mindestmaß an Menschenrechten" garantiert werden könne. Es sei "in unser aller Interesse", dass dem Terrorismus begegnet werde, wo er entstehe – nicht erst in "U-Bahnen und Märkten" in Deutschland.

In Kerners Sendung kam nicht nur der Verteidigungsminister, sondern auch Soldaten selbst zu Wort. Die Rettungsassistentin Melinda Schuster berichtete von der Versorgung Verletzter – und dem Gefühl, wie es ist, nicht mehr helfen zu können. Dabei gab es auch Raum für Kritik an der Bundeswehr: Der 28-jährige Sebastian Züche hatte nach seinem Einsatz in Afghanistan mit posttraumatischem Stress zu kämpfen, versuchte, sich umzubringen. Die Bundeswehr habe ihm nicht optimal geholfen. Das Risiko lohne sich, berichtete ein anderer Soldat, "wenn ich die Kinder sehe, die in Badelatschen am Straßenrand im Schnee stehen".

"Es geht nicht darum, ob jemand den Einsatz befürwortet oder nicht", sagte zu Guttenberg im Gespräch mit Kerner. Es gehe zunächst darum, dass die Menschen wüssten, was in Afghanistan passiert. (pro) 

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