Sex, Geschlechtlichkeit und Körperlichkeit werden in den Medien immer aufdringlicher dargestellt. Das stellte Verena Weigand, Bereichsleiterin für Medienkompetenz und Jugendschutz der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, auf der Konferenz „Paarungen 2.0“ in München fest. Im Internet gebe es die größte Bandbreite und Härte der Sexualität. Aber auch das Fernsehen komme weder im Programm noch in der Werbung ohne sexualisierte Inhalte und stereotype Geschlechterrollen aus. Die Inhalte selbst seien nicht neu. „Neu ist ihre allgegenwärtige und ständige globale Verfügbarkeit“, sagte Wiegand. Das Internet sei das Leitmedium von Jugendlichen, daher würden sie auch ungewollt mit Pornografie konfrontiert.
Zunehmend tauchten auch Amateurvideos im Internet auf, in denen die Akteure sich selbst beim Sex zeigen oder dies zumindest andeuten. Oft seien auch Misshandlungen und Gewalt gegen Frauen darauf zu sehen. Es sei nicht immer auszumachen, ob sie diese Praktiken freiwillig ausführten oder ob die Akteure dazu gezwungen würden, sagte Wiegand. Auch in sozialen Netzwerken und via Smartphone kursierten sexualisierte Inhalte. Viele Jugendliche stellten eigene Nacktbilder von sich ins „digitale Gedächtnis“. Diese nutzten Schüler aber auch, um andere zu mobben. Bilder von möglichst abartigen Praktiken zu zeigen, gelte als Mutprobe. „Aber die Jugendlichen finden das meist eklig.“ In Deutschland gelte Pornografie gesetzlich als jugendgefährdend, sie zu nutzen sei also erst ab 18 Jahren erlaubt. Nur Pornografie mit Kindern, Tieren und Gewalt, sogenannte schwere Pornografie, sei verboten, sagte Wiegand. Allerdings seien gesetzliche Restriktionen und technische Schutzprogramme, die entsprechende Inhalte erst nach einem Altersnachweis freigeben, auf deutsche Anbieter beschränkt.