Medien dürfen das Christentum kritischer behandeln als andere Religionen, da es stärker in die Kultur integriert ist. Das sagte der Generaldirektor der "British Broadcasting Company" (BBC), Mark Thompson, in einem Gespräch mit dem Historiker Timothy Ash. Dies bedeute jedoch keinen Freibrief für die Medien. Auch Kritik müsse ihr Maß haben.
Von PRO
Foto: Onfreespeech / YouTube
"Eine Verunglimpfung des Propheten Mohammed könnte für einen Muslimen die emotionale Wucht haben, wie für uns Kinderpornographie", sagte Thompson. Viele Religionen seien stärker mit der Identität ethnischer Minderheiten verbunden. Da diese stärker isoliert seien oder mit Vorurteilen kämpften, könne Religionskritik als Rassismus mit anderen Mitteln wahrgenommen werden. Daher würde die Berichterstattung vorsichtiger mit deren Religion umgehen.
Das Christentum könne jedoch mehr Kritik vertragen, weil es mit "recht breiten Schultern" dastehe und in der Kultur Großbritanniens besser verortet sei. Thompson sagte in dem Gespräch, er sei Katholik und fühle sich beleidigt, wenn das Christentum verspottet wird. Aus diesem Grund habe er Filme wie "Die letzte Versuchung Christi" nicht angesehen. Diese Vorgehensweise riet Thompson auch jedem, der sich durch Bücher oder Filme in seinen religiösen Gefühlen womöglich beleidigt fühlt. Das einfachste sei, sich diese Dinge nicht anzusehen.
Im Blick behalten, welche Folgen Religionssatire haben kann
Das Gespräch fand im Rahmen eines Forschungsprogramms der Universität Oxford statt, in dem es um Redefreiheit geht. Das Projekt stellt zehn Prinzipien freier Meinungsäußerung vor, die jeweils mit mehreren Fallstudien illustriert sind. Zu jedem Prinzip äußern sich Experten in Interviews, Internetnutzer dürfen mitdiskutieren. In dem Gespräch mit Thompson ging es um das Prinzip "Wir respektieren Gläubige, aber nicht notwendigerweise den Glauben".
Dazu sagte Thompson, jedem Satiriker müsse bewusst sein, wie sich Gotteslästerung für den Gläubigen anfühlt. Bei der Religion gehe es nicht nur um Glaubenssätze, sondern vor allem um Gefühle. Außerdem sei für die meisten ihr Glaube nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern habe objektive Realität. Aus Sicht der Gläubigen nehme daher auch die Welt Schaden, wenn ihre Religion das Objekt von überzogener Kritik oder Satire ist.
Thompson ist seit 2004 Generaldirektor der BBC. Im Jahr 2005 wurde er dafür kritisiert, das Musical "Jerry Springer: The Opera" ins Programm aufzunehmen. Das Musikstück macht das Christentum lächerlich, zeigt etwa Jesus als Erwachsenen in Windeln. Die BBC erhielt etwa 55.000 Protestschreiben. Im Gespräch sagte Thompson, die BBC hätte das Musical nicht gezeigt, wenn es um den Islam gegangen wäre. Rückblickend gebe er den Protestlern jedoch recht.
Medienschaffende und Satiriker müssten im Blick behalten, welche Folgen ihre Darstellung einer religiösen Gemeinschaft nach sich zieht. Gläubige müssten sich nicht alles gefallen lassen, es gebe auch Protest gegen Satire aus vernünftigen Gründen. Es sei richtig, wenn es kein prinzipielles Verbot von Blasphemie gebe. Dies bedeute umgekehrt jedoch nicht, dass alles erlaubt ist. (pro)
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