Wie lange dauert es, bis wartende Männer und Frauen auf ihr Smartphone schauen? Eine Studie an den Universitäten Würzburg und Nottingham ergab: Die meisten halten es keine Minute aus. Dabei sind Männer besonders ungeduldig.
Die Menschen greifen in der Wartezeit schneller nach dem Smartphone als gedacht. Dies hat eine gemeinsame Studie der Universitäten Würzburg und Nottingham herausgefunden.
Der Griff zum Smartphone hängt laut Wissenschaftlern mit der Angst zusammen, etwas zu verpassen. Die 95 Probanden einer Studie der Universitäten Würzburg und Nottingham schauten bereits nach kurzer Wartezeit auf ihr Handy: Männer im Durchschnitt nach 21, Frauen nach 57 Sekunden.
Die 19- bis 56-jährigen Teilnehmer der Studie – 59 von ihnen kamen aus Deutschland und 36 aus Großbritannien – sollten in einem Experiment zehn Minuten alleine in einem Warteraum Platz nehmen. Die Psychologen wollten herausfinden, wann die Leute während der Wartezeit zum ersten Mal ihr Smartphone aus der Tasche holen und wie lange sie es bedienen. Der Durchschnittswert lag insgesamt bei 44 Sekunden bis zum ersten Smartphonekontakt.
Die ständige Angst, etwas zu verpassen
Große Diskrepanzen gab es zwischen der Eigenwahrnehmung und dem tatsächlichen Wert. Die Teilnehmer gingen davon aus, sie hätten zwei bis drei Minuten ohne Smartphone ausgehalten. „Das Experiment belegt, dass uns viel mehr an diesen Geräten liegt, als wir glauben“, erklärte Jens Binder von der Nottingham-Trent-Universität (NTU). „Wer heute alleine warten muss, greift ganz automatisch zum Smartphone.“ Den Zugang zu Information und Interaktion empfänden die Menschen als digitalen Begleiter und Tor zur Welt.
Insgesamt nutzten knapp drei Viertel aller Teilnehmer während der Untersuchung ihr Gerät, im Schnitt knapp fünf Minuten lang. Die Studie belegt auch einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Griffs zum Smartphone und der Angst, etwas zu verpassen. „Je mehr die Probanden ihr Smartphone nutzen, desto stärker verspüren sie Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht online sind. Es ist aber schwierig zu sagen, wo hier Ursache und Wirkung liegen“, sagte Astrid Carolus von der Universität Würzburg. Der Stressfaktor Smartphone habe aber keinen Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden der Probanden.
Die Studie wurde von dem Softwareunternehmen Kaspersky Lab in Auftrag gegeben. In vorherigen Untersuchungen hatte es bereits herausgefunden, dass mobile Geräte inzwischen die Funktion eines erweiterten Gedächtnisses haben. Die Neigung, auf einem digitalen Gerät gespeicherte und jederzeit abrufbare Informationen vergessen zu können, führe zu einem Phänomen, das die Sicherheitsexperten als „digitale Amnesie“ bezeichnen. (pro)
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