Im Rahmen einer Studie, bei der Grundschulkinder nach ihrem Spieleverhalten befragt wurden, kommt die FU Berlin zu dem Ergebnis, dass sich kein Zusammenhang zwischen aggressiven Computerspielen und gewalttätigem Verhalten der Spieler erkennen lässt. Man könne allerdings beobachten, dass aggressive Schüler entsprechende Spiele bevorzugten, so die Erziehungswissenschaftlerin der FU, Astrid Kristen. Die Forscherin meint: „Schüler und Schülerinnen suchen sich die Spiele aus, die zu ihrer Persönlichkeitsstruktur passen.“
Für die Studie wurden sechs Grundschulen in vier Berliner Bezirken unter Berücksichtigung verschiedener Sozialstrukturen ausgewählt: Rund 280 Kinder aus 3. und 4. sowie 5. und 6. Klassen wurden im Jahresabstand nach ihren Lieblingscomputerspielen befragt. „Die große Mehrheit der Kinder gab bei der ersten Befragung keine gewalthaltigen Spiele als Lieblingsspiele an, sondern bevorzugte Rollen-, Lern- oder Geschicklichkeitsspiele“, fasst Kristen zusammen.
Je älter die Kinder, desto mehr Ego-Shooter im Kinderzimmer
Allerdings sei nach einem Jahr nicht nur die Gesamtzahl der Lieblingsspiele von 320 auf über 500 nach oben gestiegen, sondern darunter auch der Anteil so genannter Egoshooter-Spiele. Diese Spiele, zu denen auch das „Moorhuhn“ gehört, seien vor allen bei denjenigen deutlich beliebter geworden, die schon zu Studienbeginn als tendenziell rüpelhaft aufgefallen waren. „Jungen, die eher ein aggressives Verhalten an den Tag legten, tendierten in dem untersuchten Zeitraum eher dazu, sich mit gewalthaltigen Computerspielen zu beschäftigen. Mädchen hingegen, die eher zum Lügen und Intrigieren neigten, wählten eher Rollenspiele als Lieblingsspiele aus“, so Kristen. Die Ergebnisse seien in allen Schulen unabhängig von der Sozialstruktur ähnlich gewesen.
Universität Potsdam: Erwachsene und Jugendliche reagieren nach Computerspielen aggressiver
Zu ganz anderen Ergebnissen kam eine Forschungsgruppe der Universität Potsdam: Dort beschäftigen sich Psychologen bereits seit vier Jahren mit den Auswirkungen von Gewalt in den Medien. Ingrid Möller, Sozialpsychologin und eine der Verantwortlichen der Studie, fasst die bisherigen Ergebnisse zusammen: „Bei Labortests stellten wir fest, dass Spieler direkt nach einem gewalthaltigen Spiel verstärkt aggressive und feindselige Gedanken hatten. Die Langzeituntersuchungen ergaben, dass die Häufigkeit und Regelmäßigkeit, mit der Spieler die Gewaltspiele spielen, einen großen Einfluss auf die Aggressionsbereitschaft haben.“
Dies bedeute zwar nicht, dass jeder Spieler gewalttätig wird, allerdings bewertet Ingrid Müller die Wahrscheinlichkeit als relativ hoch. Das betreffe sowohl jugendliche, als auch erwachsene Spieler. „Die Tendenz, in bestimmten Situationen dem Gegenüber feindselige Absichten zu unterstellen, nimmt auf alle Fälle zu“, so die Forscherin.
Für die Studie nahmen 3.300 Probanden an Online-Befragungen teil. Außerdem wurden Labortests und Langzeitstudien bei Schülern der 7. und 8. Klassen durchgeführt.