Kein Verständnis für Xavier Naidoo

Xavier Naidoo ist kein Rechtsextremer, vertritt aber absurde Positionen der rechts- und linksextremen Szene. Dass ausgerechnet Christen ihn in Schutz nehmen, ist unerträglich. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Von PRO
Naidoo hat vor Neonazis und Rechtsextremisten absurde Thesen vertreten
Naidoo ist kein Nazi und kein Rechtsextremist, aber damit enden auch die positiven Dinge, die es über sein jüngst geäußertes politisches Weltbild zu sagen gibt. Schon vor Jahren vertrat er im Fernsehen die Ansicht, Deutschland sei ein unfreies und besetztes Land. In verschwörungstheoretischen Kreisen wird dies zur These gesteigert, Deutschland sei kein souveräner Staat, das deutsche Reich existiere noch immer. Vor Anhängern solcher Behauptungen hielt Naidoo am 3. Oktober eine kurze Rede, in der er andeutete, hinter den Anschlägen vom 11. September 2001 stecke eine Verschwörung. Bekleidet mit einem „Freiheit für Deutschland“-Shirt klagte er über US-Stützpunkte und verglich sich und die Versammelten mit Gandhi, der gezeigt habe, wie ein einzelner Mann die geltenden Verhältnisse zum Umsturz bringt. Vor Naidoos Auftritt wurde erklärt, die „Staatssimulation“ Deutschland habe keine Regierung, sondern eine Verwaltung, die unter Kontrolle der Alliierten stünde. Dass auch der Berliner NPD-Chef und andere Rechtsextremisten unter den Anwesenden waren, will Naidoo nicht gewusst haben. Schilder wie „Stoppt die Weltpest US, GB“ oder „Friedensvertrag jetzt – nur so können wir uns von dem allierten (sic!) Diktat befreien“ dürfte er aber gesehen haben. Wer vor einer solchen Menge nicht flieht, sondern ihr Mut zuspricht, darf sich nicht wundern, hinterher als Unterstützer von Rechtsextremisten oder zumindest als Dummkopf bezeichnet zu werden.

Naidoo ist ein Überzeugungstäter

Nach seinem Besuch bei den „Reichsbürgern“ trat Naidoo auch noch auf einer antisemitischen „Mahnwache“ vor dem Kanzleramt auf. „Erhebt euch gegen die Plutokratie der Zionisten“, war dort unter anderem auf Transparenten zu lesen. Nach einer kurzen Ansprache Naidoos über Frieden und Liebe skandierten Teilnehmer: „Israel bombardiert, USA finanziert, Deutschland toleriert“. Rechts- und linksextreme Positionen verschwammen hier wie so oft im Israel-Hass zu einer unschönen Suppe. Die Managerin des Mannheimer Sängers erklärte am Dienstag, Naidoo sei zu den Kundgebungen nicht eingeladen gewesen. Das mag sein – umso schlimmer, dass er die Versammlungen aufgesucht hat. Dass Naidoo „rein zufällig“ bei den Demonstrationen vorbeiradelte, ist wenig glaubhaft, zumal er schon im August in Mannheim ähnliche Äußerungen tätigte und 2011 im ARD-Morgenmagazin die Thesen der „Reichsbürger“ kundtat.

Christen sollten auf Distanz gehen

Naidoo erklärte, wie sein Vorbild Jesus wolle er auf Menschen zugehen und von seinen Überzeugungen sprechen. Die Demonstrationen seien eine „tolle Möglichkeit“ dazu gewesen. Offenbar hat Naidoo vergessen, dass Jesus weder politischen Unsinn verbreitete, noch auf antisemitischen Kundgebungen als Sprecher auftrat. Christen hätten allen Grund, an dieser Stelle empört aufzuschreien. Stattdessen ist in Foren und sozialen Netzwerken zu beobachten, wie viele den Sänger in Schutz nehmen. Während es für manche Fans schlicht schwierig ist, sich von ihrem Star zu distanzieren, teilen andere gar dessen Weltbild. Oft werden dabei die Medien einer Schmutzkampagne bezichtigt. Doch in diesem Fall schwingen die Berichterstatter nicht die „Nazikeule“, um eine unliebsame Meinung zu isolieren. Sie weisen völlig zu recht auf indiskutable Entgleisungen eines der bekanntesten Sänger Deutschlands hin. Gerade weil Naidoo von den Medien als einer der prominentesten Christen des Landes identifiziert wird, sollten Christen sich empören und klarmachen: Wer Thesen der „Reichsbürger“ vertritt und an derartigen Kundgebungen teilnimmt, tut damit nichts Christliches. Erst recht nicht, wenn er dafür Jesus instrumentalisiert. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/xavier-naidoo-auf-dubioser-demonstration-89654/
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/post-postmoderne-inquisition-89223/
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