Kein Spendenaufruf für Gaza: Proteste gegen BBC

2.000 aufgebrachte Menschen protestierten am Samstag vor dem Sendegebäude des britischen Fernsehsenders BBC. Am Montagabend drangen 15 Studenten sogar in das Gebäude ein, um sich dort aneinanderzuketten. Grund der Empörung: Der Sender hatte sich geweigert, einen Spendenaufruf für Kinder im Gazastreifen auszustrahlen.
Von PRO

Die BBC hat sich gegen die Ausstrahlung eines Beitrags entschieden, in welchem die „Disasters Emergency Committees“ (DEC) – ein Zusammenschluss mehrerer größerer Hilfsorganisationen – zum Spenden aufrufen wollte. Konkret ging es um Spenden für Einwohner des Gazastreifens. Begründung: Der Sender fürchtet um seine objektive Haltung in der Berichterstattung. „Im Fall von Naturkatastrophen ist es klar (…). Aber im Fall von von Menschen verursachten Katastrophen und Kriegen ist es sehr, sehr viel komplizierter“, sagte die geschäftsführende Leiterin der BBC, Caroline Thomson, laut „Süddeutscher Zeitung“.

Die Empörung über die Haltung ist groß: Am Wochenende demonstrierten rund 2.000 Menschen vor dem Sitz des Senders in London. Einige verbrannten ihre  Zahlungsaufforderung für die Rundfunkgebühren, mit denen die Sendeanstalt finanziert wird. Und diese Woche gab es weitere Protestaktionen: Am Montagabend drangen 15  Studenten in das Londoner Gebäude des öffentlich-rechtlichen Senders ein und ketteten sich dort aneinander. Zudem machten 112 Abgeordnete aller Parteien im Unterhaus ihrem Unmut in einem gemeinsamen Antrag Luft, in dem sie gegen die Haltung des Senders protestierten.

„Zuschauer und Zuhörer können durchaus selbst den Unterschied von Spendenaufruf und Politik erkennen“, zitiert „Spiegel Online“ den Labour-Abgeordneten Richard Burden, der den Antrag angestoßen hatte.

„Diese Menschen brauchen einfach Ihre Hilfe“

Der umstrittene Werbespot der DEC zeigt verwahrloste Kinder und verwüstete Gebäude im Gazastreifen. Zu Beginn heißt es: „Die Kinder von Gaza leiden, viele ringen ums Überleben.“ Und weiter: „Hier geht es nicht um das Richtige oder Falsche dieses Konflikts. Diese Menschen brauchen einfach Ihre Hilfe.“ In der Schilderung der Lage wird dabei auf Angaben der Vereinten Nationen und von Hilfsorganisationen verwiesen.

Dass die BBC mit ihrer objektiven Berichterstattung argumentiert, ruft bei Kritikern Verwunderung hervor: In der Vergangenheit hatte sich der Sender auch politische Hilfsappelle, etwa „Make Poverty History“, zu Eigen gemacht. Außerdem hatte sogar ein eigenes Gutachten dem Sender vor zwei Jahren mangelnde Objektivität, nämlich in Form einer „angeborenen liberalen Tendenz“, bescheinigt. BBC-Chef Mark Thompson poche auf den Ruf der Objektivität, den der Sender längst verspielt hat, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Mittwoch Kritiker des Senders.

Auch Privatsender Sky will Spot nicht senden

Schützenhilfe bekam die BBC unterdessen vom Privatsender Sky, der ankündigte, den Aufruf ebenfalls nicht senden zu wollen. Laut „Spiegel Online“ begründete der Sender die Haltung damit, dass in dem schwierigen Konflikt „kompromisslose Objektivität“ gefordert sei. Der für die Auslandsthemen zuständige Chefredakteur sagte weiter, dass sich Sky als internationaler Sender auf die Berichterstattung konzentrieren müsse und nicht selbst zum Handelnden werden dürfe.

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