Kein Sex vor der Ehe: Dokumentarfilm über „Purity“-Trend

Ein Dokumentarfilm der Schweizer Filmemacherin Mirjam von Arx beleuchtet die "zweite sexuelle Revolution" in Amerika: den Entschluss vieler junger Menschen, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Den Film, der am 7. Juni in die Kinos kommen soll, nahm der Schweizer "Tages-Anzeiger" zum Anlass, eine junge Christin zu porträtieren, die ebenfalls keusch bis zur Ehe bleiben will.
Von PRO
Für ihren Film "Virgin Tales", der am heutigen Sonntag in Nyon am Festival "Visions du Réel" Premiere feierte, hat die Filmemacherin Mirjam von Arx zwei Jahre lang eine christliche Familie aus Colorado begleitet. Vater Randy Wilson ist Begründer der "Purity Balls", an denen Mädchen ab vier Jahren vor einem Kreuz geloben, keusch in die Ehe zu gehen.

"25 Prozent der Amerikaner sind evangelikale Christen", verkündet der Film. Außerdem glaubten 40 Prozent der Amerikaner an Kreationismus, also dass die Welt von Gott erschaffen wurde, wie es in der Bibel steht. Eine von acht Mädchen in den USA warte mit dem Sex bis zur Ehe.

Auch die im Film porträtierte Familie gehört einer evangelikalen Gemeinde an. Es ist etwa zu sehen, wie die Kinder vor ihrem Vater knien, um von ihm gesegnet zu werden. "Mirjam von Arx führt die Wilsons nicht vor, sondern porträtiert sie unvoreingenommen und respektvoll-zurückhaltend – wenngleich das Phänomen Enthaltsamkeit angesichts seiner zentralen Rolle im Film etwas genauer hätte beleuchtet werden dürfen", urteilt die Schweizer Zeitung "Tages-Anzeiger".

Die Schweizer Film- und Fernsehregisseurin und Produzentin Von Arx will mit ihrem Film eine Diskussion um Aufklärung und Sexualpolitik in der Schweiz ins Rollen bringen, wie sie auf ihrer Webseite mitteilt. Sie arbeitete zunächst als freischaffende Journalistin in New York und produzierte regelmäßig Beiträge für das Schweizer Fernsehen sowie für Sat1. Im Jahr 2002 gründete sie die Produktionsfirma "ican films", drehte Dokumentarfilme, etwa über ein Gebäude des Architekten Sir Norman Foster in London oder über einen Saatgut-Tresor in Norwegen.

Keinen "Zirkus" aus der Enthaltsamkeit machen

Der "Tages-Anzeiger" nahm die Filmpremiere zum Anlass, um selbst eine junge Frau aus Zürich zu fragen, warum sie enthaltsam lebt. "Sie trägt Jeans, Turnschuhe und Lippenstift und unterscheidet sich damit äußerlich nicht von anderen jungen Frauen", stellt die Autorin des Artikels fest. Die 28-jährige Esther G. habe bis zu ihrer Hochzeit vor drei Jahren keinen Sex gehabt. Sie ist Mitglied einer Zürcher Pfingstmission, wo sie ihren Mann kennen lernte, der ebenfalls auf vorehelichen Sex verzichtete.

Sie war 16, ihr Freund 19, als sie sich in der Gemeinde kennen lernten. "In unseren Kreisen wird empfohlen, sich nicht zu früh zu binden. Weil wir glauben, dass man eine Beziehung nur dann eingehen soll, wenn man ernsthaft prüfen will, ob das Gegenüber der Partner beziehungsweise die Partnerin fürs Leben sein könnte." Weil ihr klar war, dass sie zu jung zum Heiraten waren, wartete sie. Daraufhin wurde ihr Freund ungeduldig und brach den Kontakt ab. Esther: "Ich vertraute darauf, dass Gott mir den Weg weisen würde, weil er weiß, was gut für uns ist. Wenn Daniel der Richtige wäre, würde Gott uns zusammenführen."

Schließlich, als Ester 22 war, merkte sie nach eigener Aussage, dass er ihr nicht aus dem Kopf ging. "Nach Zwiegesprächen mit Gott erkannte ich, dass ich meine Chance packen musste. Und tat etwas, das eher unüblich ist: Ich ergriff als Frau die Initiative. Ich schrieb Daniel ein Mail und bat ihn um ein Treffen."

In ihren christlichen Kreisen sei klar, dass man zusammen gehöre, "wenn man beschliesst, gemeinsam ernsthaft herauszufinden, ob das Gegenüber der oder die Richtige ist". Und das gehe nur über intensive Gespräche. "Ich wundere mich, wie wenig andere Paare miteinander über ihre Zukunftspläne sprechen." Diese Herangehensweise an eine Beziehung sei vielleicht kopflastig und unromantisch, gibt sie zu, "aber sie schützt ein Stück weit vor bösen Überraschungen".

Auch das Verzichten auf Sex vor der Ehe sei ein Schutz vor Verletzungen, falls man sie "an jemanden verschwende, mit dem man keine Zukunft hat". Esther G.: "Deshalb glaube ich daran, dass Sex nur im geschützten Rahmen der Ehe stattfinden soll." Sie mache es freiwillig, weil sie Gott gefallen möchte, betont sie. "In der Bibel steht, dass es unmoralisch ist, ausserhalb der Ehe mit jemandem zu schlafen. Gott verurteilt das als Sünde, und weil er mich erlöst hat, halte ich mich daran. Wobei wichtig ist, dass das für beide Geschlechter gilt und nicht nur für die Frauen."

Mit der amerikanischen "Purity"-Bewegung, wie sie im Film von Mirjam von Arx gezeigt wird, könne sie nicht viel anfangen. "Weil sie aus der Enthaltsamkeit einen Zirkus macht", sagt Ester G. "So, wie es das Magazin ‚Bravo‘ mit seinem Tamtam um das erste Mal tut, bloss umgekehrt. Der Glaube gerät dabei in den Hintergrund." (pro)
http://virgintales.com/
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen