Kein Platz für Gutes

Klimakrise, Ukrainekrieg, Rezession – Nachrichten gibt es viele. Gute selten. Woran liegt das? Was macht die Negativflut mit uns? Sollte sich etwas ändern im Newsgeschäft? PRO hat nachgefragt und nebenbei Geschichten entdeckt, die Hoffnung machen.
Von Anna Lutz
Frau liest Zeitung auf einer Mauer

Das Unheil wartet am Bildschirm. In Form von Nachrichten.

„Doomscrolling“, zusammengesetzt aus den englischen Worten für „Unheil“ und „aufrollen“, bezeichnet das exzessive Konsumieren schlechter Nachrichten im Internet. Wer sich in sozialen Medien oder auf „Google News“ von einer negativen Schlagzeile zur nächsten klickt, der kann nicht nur eine Form von Abhängigkeit entwickeln. Eine Studie aus dem Jahr 2024 unter Amerikanern und Iranern etwa zeigt: Wer doomscrollt, der empfindet das Leben eher als leer und sinnlos. Haufenweise negative Nachrichten schüren Hass und Misstrauen gegenüber anderen Menschen. „Wenn man sich zu sehr in den Strom negativer Nachrichten vertieft, kann dies Gedanken fördern wie die, dass das Leben zerbrechlich und begrenzt ist, dass der Mensch im Grunde allein ist und dass er keine volle Kontrolle über sein Leben hat“, zitiert das Magazin „Geo“ die Forscher.

Gefühlt befinden sich wohl die meisten gerade in einem solchen Strudel negativer Nachrichten. Ukraine-Krieg, Rezession, 7. Oktober und Gazakrieg, Regierungskrise oder der Streit um Abtreibungen im Deutschen Bundestag: Egal, wohin man blickt, es sieht finster aus, so der Anschein. Doch dominieren wirklich die schlechten News?

Negatives zieht

Die Max-Planck-Gesellschaft gibt eine eindeutige Antwort: Online-Schlagzeilen sind in den vergangenen 20 Jahren nicht nur länger geworden, sondern auch negativer, stellte die Forschungsgesellschaft im Mai fest, nachdem Mitarbeiter rund 40 Millionen Schlagzeilen englischsprachiger Nachrichtenseiten aus den letzten zwei Jahrzehnten ausgewertet hatten. Der Grund: Die Inhalte von Seiten wie der „New York Times“ oder dem „Guardian“ richteten sich immer mehr an Klickzahlen aus. Und wie heißt es so schön im Journalismus? Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Oder auch: „If it bleeds, it leads“, also etwa: Wenn’s blutet, dann zieht’s.

Tatsächlich gibt es auch für diese These aktuelle wissenschaftliche Belege, etwa von der Universität Gießen. Forscher untersuchten 105.000 unterschiedliche Überschriften der Nachrichtenseite „Upworthy.com“, die mehr als 370 Millionen Nutzer angesehen hatten. Das Ergebnis ist eindeutig: Negative Worte in Nachrichtenüberschriften führen zu höheren Klickraten und positive Worte zu geringeren. Genauer und in den Worten des Wirtschaftswissenschaftlers Nicolas Prölloch: „Bei einer durchschnittlichen Nachrichtenüberschrift erhöhte jedes zusätzliche negative Wort die Klickrate um 2,3 Prozent.“

Bereits im Jahr 2019 untersuchten Wissenschaftler aus Jerusalem und Montreal diese sogenannte Negativitätsverzerrung. Über 1.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt schauten dafür, mit Sensoren am Körper ausgestattet, Videos des TV-Senders „BBC World News“. Positive Beiträge handelten zum Beispiel davon, wie Gorillas aus dem Zoo in die Wildnis freigelassen wurden, in einem negativen Beitrag ging es darum, wie eine Stadt in Peru niederbrannte. Das Ergebnis: Schlechte Nachrichten ließen die Herzfrequenz der Probanden stärker variieren und die Leitfähigkeit der Haut erhöhte sich. Daraus schlossen die Forscher, dass die Testpersonen negative Informationen aufmerksamer und psychisch erregter verfolgten.

Menschen wenden sich von Nachrichten ab

Kein Wunder also, dass Medienhäuser in Zeiten zunehmender finanzieller Einschränkungen und Nutzerschwunds mehr und mehr auf schlechte Nachrichten setzen. Verstärkt wird dies noch durch die algorithmische Sortierung auf Social-Media-Kanälen, die Posts mit hohen Klickzahlen weiter oben rangieren lässt. Auch redaktionsinterne Mediendynamiken verstärken den Trend zum Schlechten, wie etwa der Kulturwissenschaftler Werner Schiffauer der „taz“ erklärt: Sobald eine größere Zeitung auf ein zugkräftiges Thema anspringe, kämen andere in Zugzwang. „Man kann dann nicht mehr nicht darüber berichten, und man kann nicht das Gleiche berichten.“ Das Mindeste sei eine „zusätzliche Facette“. Es sei verführerisch, diese zu dramatisieren.

Doch zahlt sich das wirklich aus? Dem stimmt nicht jeder zu. Denn unter anderem der aktuelle  „Reuters Institute Digital News Report“ zeigt, dass immer mehr Deutsche Nachrichten bewusst ausweichen. Im Jahr 2025 etwa stieg die Zahl der Nachrichtenvermeider auf 71 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten gab die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung als Grund dafür an. Über ein Drittel erklärte, es werde zu viel über Kriege und Konflikte berichtet.

Experten empfehlen Achtsamkeit statt Vermeidung in der Mediennutzung. Die „Barmer Krankenkasse“ etwa rät dazu, sich ein festes tägliches Limit bei der Nachrichtenlesezeit zu setzen und auf die eigenen Gefühle beim Konsumieren zu achten. Auch ein bewusstes Ausschalten des Handys vor der Bettzeit soll helfen oder gar ganze Tage ohne Internet. Denn niemand muss sich zum Sklaven der News machen. Und wer sich etwas bemüht, der findet in all dem Negativen tatsächlich auch gute Nachrichten. So wie PRO auf den kommenden Seiten. Viele Medien setzen mittlerweile auch verstärkt auf Formate mit einer konstruktiven Perspektive. Es hängt also auch am Mediennutzer selbst, welchen Informationen er seine Aufmerksamkeit schenkt – den schlechten oder den mutmachenden.

10 Gute Nachrichten

1. Deutsche Wirtschaft wächst

Die Krise der deutschen Wirtschaft könnte ihren Tiefpunkt hinter sich haben. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo) gab es im ersten Jahresquartal 2025 ein Wachstum von 0,4 Prozent, vor allem wegen vorgezogener Exporte in die USA aus Angst vor einer Zollerhöhung. Das ist mehr, als Ökonomen erwartet hatten. Die Stimmung sei eher positiv, auch weil viele nun mit der neuen Bundesregierung auf eine Entspannung der Beziehungen zu den USA hoffen. Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2025 um 0,3 und im Jahr 2026 um 1,5 Prozent steigen wird.

2. Wir fühlen uns jünger, als wir sind

Forschern zufolge fühlen wir uns jünger, als wir sind. Und der Effekt nimmt laut dem Deutschen Alterssurvey von Generation zu Generation zu. Im Mittel empfinden sich die Menschen in Deutschland um rund 11,5 Prozent jünger, als sie tatsächlich sind – im Alter von 60 Jahren fühlen sie sich also im Schnitt wie Anfang 50. Der Verjüngungseffekt nimmt alle zehn Jahre um 1,6 Prozentpunkte zu. Und auch von Generation zu Generation: So fühlt sich ein 60-Jähriger heute im Mittel noch mal um zwei Prozent jünger als ein 60-Jähriger vor zehn Jahren.

Foto: Richard Sagredo/Unsplash
Menschen im Alter von 60 Jahren fühlen sich im Schnitt wie Anfang 50

3. Mehr Menschen besuchen Theater und Opern

Theater- und Opernbühnen in Deutschland zählten in der Theatersaison 23/24 20 Millionen Besucher. Damit stieg die Zahl im Vergleich zur vorangegangenen Spielzeit laut Deutschem Bühnenverein um 1,5 Millionen. Das sind mehr als 55.000 Theaterbesuche pro Tag. Damit haben die Theaterkassen noch nicht ganz das Vor-Corona-Niveau erreicht, sind aber auf dem Weg dorthin.

4. Kindersterblichkeit sinkt

Seit 1990 sinkt die weltweite Kindersterblichkeit, und zwar um fast 60 Prozent. Während vor 35 Jahren noch 12,8 Millionen Kinder unter fünf Jahren jährlich starben, waren es im Jahr 2023 noch 4,8 Millionen.

5. Deutschland und Großbritannien schließen Freundschaftsvertrag

Deutschland und Großbritannien haben im Juli einen Vertrag unterzeichnet, der fünf Jahre nach dem Brexit für bessere Beziehungen zwischen beiden Ländern sorgen soll. Geplant sind neben einer engeren politischen Zusammenarbeit auch Reiseerleichterungen wie Visafreiheit für Klassenfahrten von Schülergruppen sowie eine direkte Bahnverbindung zwischen beiden Ländern.

6. Erste blinde Frau durchschwimmt den Ärmelkanal

Melanie Barratt hat im Juni als erste blinde Frau den Ärmelkanal durchschwommen. Die 49-Jährige brauchte für die 34 Kilometer-Strecke zwölf Stunden und 20 Minuten. In der Vergangenheit nahm sie bereits als Sportlerin an den Paralympics teil.

7. Junge Menschen zuversichtlich und solidarisch

Die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2025“ zeigt: Junge Menschen haben viele Sorgen, blicken aber mehrheitlich zufrieden auf ihre Zukunft (65 Prozent). Und: Die Mehrheit der jungen Menschen wäre bereit, steigende Rentenkosten zu tragen, um die Versorgung der Älteren zu sichern. Studienleiter Simon Schnetzer stellte ihnen deshalb ein positives Zeugnis aus: „Die junge Generation zeigt sich solidarisch gegenüber den Älteren, ist leistungsbereit und orientiert sich an traditionellen Tugenden.“

8. Bartgeier fliegen wieder in den Alpen

140 Jahre nach ihrer kompletten Ausrottung fliegen in den Alpen wieder Bartgeier. Das verdanken Vogel und Mensch dem sogenannten Bartgeier-Projekt, das seit fünf Jahren regelmäßig Jungvögel heranzieht und auswildert. Zehn Stück sind es mittlerweile.

Bartgeier Foto: Marco Pagano/Unsplash
Nach 140 Jahren gibt es wieder Bartgeier in den Alpen

9. Neuartiges Schmerzmittel ohne Suchtgefahr

Ein neu in den USA zugelassenes Medikament soll selbst starke akute Schmerzen mildern – ganz ohne Suchtgefahr. Bisher wurden Opioide wie Codein und Morphin bei starken, langanhaltenden Schmerzen eingesetzt. Diese jedoch wirken im zentralen Nervensystem und bergen das Risiko einer Abhängigkeit. Der neue Wirkstoff Suzetrigin mit dem Markennamen Journavx beeinflusst dagegen die Weiterleitung der Schmerzsignale und soll sie stoppen, bevor sie das Gehirn erreichen.

10. Die beste Nachricht

Etwa im Jahr 30 n.Chr. starb ein Mann namens Jesus Christus in Jerusalem durch die damals gängige Folter- und Hinrichtungsmethode des Kreuzigens. Augenzeugen berichten nicht nur von seinem leidvollen Tod, sondern auch von seiner Auferstehung zwei Tage später. Jesus selbst bestand darauf, mit seinem Sterben die Sünden der ganzen Menschheit auf sich genommen und damit jede Schuld beglichen zu haben. Das Himmelreich stehe nun jedem offen. Ein lang gehegter Plan Gottes ist damit umgesetzt. Keine noch so gute Nachricht kann mit dieser mithalten. Übrigens: Mit mehr als 2,6 Milliarden Gläubigen ist das Christentum die größte Religionsgemeinschaft der Welt – und sie wächst.

Dieser Text erschien zuerst im Christlichen Medienmagazin PRO, Ausgabe 4/2025. Sie können das Heft hier abonnieren oder online lesen.

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