Die „Bruderschaft des Weges“, ein Arbeitszweig des Vereins Wüstenstrom, darf sich nicht auf dem Evangelischen Kirchentages 2015 präsentieren. Die Veranstalter befürchten Inhalte, die nicht zur Toleranz des Kirchentages passen.
Die „Bruderschaft des Weges“ darf sich nicht beim Kirchentag 2015 präsentieren (Archivbild: Markt der Möglichkeiten beim Kirchentag 2014)
Wüstenstrom habe in der Vergangenheit gelebte Homosexualität als „falsche Lebensform“ dargestellt, lautet die Begründung der Studienleiterin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Silke Lechner. Solche Inhalte passten nicht zur Toleranz des Kirchentages. Zudem wolle man Schwule und Lesben schützen, da sie in der Vergangenheit viel Diskriminierung erfahren hätten. Die Gruppe „Bruderschaft des Weges“ wird deshalb nicht mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten sein.
Die Bruderschaft gibt es seit Juni dieses Jahres. Ihr gehören 13 homosexuelle Männer an, die das Versprechen abgelegt hätten, ihre Homosexualität nicht ausleben zu wollen. Stattdessen wollten sie „Gottes Wort treu sein“, heißt es in einer Mitteilung des Leiters des Bruderschaft und Vorsitzenden von Wüstenstrom, Markus Hoffmann. Für die Mitglieder sei es „ethisch und von ihrem Selbstverständnis als Person her nicht vertretbar, sich auf Beziehungen oder Sexualität einzulassen, wenn diese auf der Grundlage von Lebenskonflikten beruhen würden“.
Kirchentag: Anerkennung von homosexuellen Lebensformen
Der Ärger über die Absage des Kirchentags sei groß, teilte Hoffmann mit. „Man fragt sich, ob die Toleranz für Menschen dort endet, wo Christen es auf sich nehmen, einen am Wort Gottes ausgerichteten Lebensentwurf zu gestalten“, erklärte er. Gleichzeitig bekämen diverse Gruppierungen, die sich unter anderem für bestimmte sexuelle Praktiken einsetzten, Raum in der Evangelischen Kirche. „Durch ihre Ablehnung grenzen sie nicht eine Organisation sondern Menschen aus der Kirche aus, die gegen den Mainstream leben. Vor allem aber werden diejenigen, die unter ihrer Homosexualität leiden und Veränderung suchen, ausgegrenzt!“, zitiert Hoffmann ein Mitglied der Gruppe. Die Bruderschaft wirft der Evangelischen Kirche vor, ihrem pastoralen Auftrag im Bereich Homosexualität nicht gerecht zu werden, wenn sie Homosexuelle einseitig als eine Gruppe darstelle, die allein feste Beziehungen oder Lebenspartnerschaften anstrebe. Es gebe auch Homosexuelle, die ihre sexuelle Orientierung als „innerpsychischen Konflikt“ empfänden.
Stephan von Kolson, Leiter der Kommunikationsabteilung des Kirchentags, begründet gegenüber pro das Teilnahmeerbot für die Bruderschaft mit der Toleranz der Veranstaltung. „Der Kirchentag hat sich für eine Ablehnung entschieden, weil er homosexuelle Lebensformen anerkennt und keine Gruppierung unterstützt, die die Abänderlichkeit dieser sexuellen Orientierung bewirbt“, sagte er.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag wird im kommenden Jahr in Stuttgart zu Gast sein. Wüstenstrom selbst hatte sich in der Vergangenheit noch nie als Organisation für die Teilnahme am Kirchentag beworben. (pro)
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