„Kein Europa ohne Gott“

Der eine gehört zu den bekanntesten katholischen Würdenträgern in Deutschland, der andere ist Journalist und Autor einer Jesus-Biografie. Am Mittwoch trafen Reinhard Kardinal Marx und Peter Seewald in Berlin aufeinander. Sie waren sich in mindestens einem Punkt einig: Europa braucht das Zeugnis der Christen.

Von PRO

"Die wichtigste Aufklärung, die Europa erlebt hat, war die Verkündigung des Evangeliums", sagte Marx. In der Bayerischen Landesvertretung interviewte ihn der "Spiegel"-Autor Peter Seewald zum Thema "Warum unsere Gesellschaft das Zeugnis der Christen braucht". Dass sie es gerade heute nötig hat, darin waren sich die unterschiedlichen Männer einig. Seewald sprach etwa von einem medialen "Bollwerk" gegen den Glauben. Auch Marx erkannte eine "Tendenz, die Kirche marginal zu machen". Europa aber sei nicht denkbar ohne das Christentum, ohne eine "Sehnsucht nach dem Ewigen". So ist Marx etwa der Überzeugung, dass die Finanzkrise hätte verhindert werden können, wenn sich der Markt an der katholischen Soziallehre orientiert hätte.

Muslime sind Teil Deutschlands

Die Frage, die ihn umtreibe, laute: Wie kann Europa evangelisiert werden? Dazu brauche es vor allem Christen, die das Evangelium so bezeugten, dass es "als Licht" aufgehen könne, sagte Marx. Christus und nicht etwa Moral müsse im Mittelpunkt dieses Zeugnisses stehen. Angesichts eines zunehmenden muslimischen Bevölkerungsanteils erklärte der Kardinal, der Islam gehöre zwar nicht historisch zu diesem Land, die Muslime selbst seien aber Teil der Bundesrepublik geworden. Mit ihnen müsse man den Dialog suchen, allerdings "ohne die Realitäten zu verdrehen". Ein Kreuz müsse im Kindergarten auch dann hängen dürfen, wenn dort Muslime angemeldet seien.

Seewald betonte, er habe die Jünger in der Bibel immer als "progressiv und unkonventionell" wahrgenommen, in einem Gespräch mit Joseph Ratzinger habe dieser einige von ihnen sogar dem "linksradikalen Lager" zugeordnet. Marx erklärte dazu, die Nachfolger Jesu seien immer Kritiker an der Gesellschaft gewesen. Er verbat sich eine Gleichstellung von konservativ und christlich. Zudem sei klar: Nie habe das Christentum "hinter verschlossenen Mauern" bleiben wollen. So zeigte sich der Katholik optimistisch, was die Zukunft des Christentums in Europa angeht: "Der Glaube an den einen Gott wird Europa und den Westen weiter begleiten." (pro)

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