Kauder: Kein Maulhelden-Christentum mehr

Bei der 123. Bad Blankenburger Allianzkonferenz steht König David und das Thema Berufung im Mittelpunkt. Bei der Eröffnung am Mittwoch beklagte der CDU-Politiker Kauder den fehlenden christlichen Umgang im politischen Diskurs.
Von PRO
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hat auf der Bad Blankenburger Allianzkonferenz seine Gedanken zum Thema christliche Berufung geteilt

Wer sagt, dass wir in einer christlich-jüdischen Tradition in Deutschland leben, muss sich auch dazu bekennen. Das hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagfraktion, Volker Kauder, bei der Eröffnung der 123. Konferenz der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) am Mittwoch gefordert. „Nicht das Maulheldentum, sondern die Tat muss zeigen, dass wir aus dieser Tradition leben“, sagte Kauder, der damit deutlich auf die Konflikte der beiden christlichen Schwesterparteien der vergangenen Wochen anspielte.

Politik solle auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes gemacht werden, meinte Kauder. Das bedeute, in jedem Menschen das Ebenbild Gottes mit seiner unverwechselbaren Würde zu sehen. Beim späteren Gespräch mit den Konferenzteilnehmern sagte Kauder in der Bad Blankenburger Konferenzhalle auf den Streit zwischen CDU und CSU angesprochen: „In der Geschichte war nichts schlimmer als Bruder- und Geschwisterkriege. Mir geht es dabei gar nicht so sehr um Inhalte, sondern um die Form“, erklärte er.

Menschen nicht wie Kartoffelsäcke behandeln

Man könne Menschen nicht wie Kartoffelsäcke behandeln oder über sie sprechen, als seien sie Dinge. Hätten sich in den vergangenen Wochen alle daran gehalten, in jedem Menschen das Ebenbild Gottes zu sehen, hätte es manches Vorkommnis bei der Union und in der Politik nicht gegeben. Im Bezug auf das Bad Blankenburger Konferenzthema „Der Berufung auf der Spur“ und König David sagte Kauder, er sei dankbar, nicht allein dazustehen, wenn er als Politiker schwere Entscheidungen zu treffen habe. Die Heilige Schrift gebe nicht zu jeder Entscheidung in der Politik eine klare Antwort. „Da hilft dann das Hören auf Gott“, sagte Kauder.

Beeindruckt am Eröffnungsabend mit ihren offenen Worten zu ihrer Krebserkrankung und ihren Gedanken zur göttlichen Berufung: Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg Foto: pro/Michael Müller
Beeindruckt am Eröffnungsabend mit ihren offenen Worten zu ihrer Krebserkrankung und ihren Gedanken zur göttlichen Berufung: Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg

In ihrer Predigt über den Psalm 23 knüpfte die Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg aus Lüdenscheid an Kauder an. „Wir dürfen uns als Menschheit nicht auseinander bringen lassen, selbst da, wo wir anderer Meinung sind. Jesus verbindet uns“, sagte sie. Beim Stichwort Feindsorge zitierte sie „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“. (Psalm 23,5) Es sei wichtig, an der Menschheitsfamilie festzuhalten, denn der „Feind sitzt immer außen“. Die Menschen dürften dem anderen in der inneren Sicherheit des Glaubens begegnen. „Trotz Auseinandersetzungen dürfen wir immer noch Menschen sein und ruhig schlafen“, sagte Deitenbeck-Goseberg.

Berufung bis zum letzten Atemzug leben

David habe uns gelehrt, dass jeder Mensch eine Berufung habe und geliebt werde. Als jüngster von acht Brüdern sei er nicht zur Königssalbung geholt worden. „Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, Gott aber sieht das Herz an“, zitierte die Pfarrerin aus dem 1. Buch Samuel (16,7). Dann wurde sie sehr persönlich und erzählte von ihrer Krebserkrankung im vergangenen Dezember. Sie hatte ein Nierenversagen, fiel fast ins Koma. Ihre Diagnose lautete Blutkrebs. Sie sei zwei Tage lang dem Himmel näher als der Erde gewesen. „Ich habe mich so gefreut auf die Ewigkeit. Jesus hätte nur winken müssen. Ich hätte alles loslassen können“, erzählte Deitenbeck-Goseberg.

Sie habe in der ganzen Zeit ihrer inneren Berufung treu bleiben können, auch im Umgang mit dem Krankenhauspersonal. „Es hat mich so glücklich gemacht, dass ich meine Berufung bis zum letzten Atemzug leben darf“, sagte sie.

Die Konferenz der DEA ist die am längsten bestehende Bibel- und Glaubenskonferenz in Deutschland. Vom 1. bis zum 5. August nähern sich die Teilnehmer in Bad Blankenburg über Bibelarbeiten, Seminare und ein kulturelles Rahmenprogramm dem biblischen König David an. Ein Highlight der 123. Ausgabe ist der Besuch des Prinzen Asfa-Wossen Asserate, der über sein Leben und Wirken als Nachfahre Davids sprechen wird.

Von: Michael Müller

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