Katholische Kirche in Medienkrise: Sympathie aufgebraucht?

Der Druck in den Medien auf die Katholische Kirche wächst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zürcher Forschungsinstitutes "Media Tenor". Vor allem der Umgang mit den erhobenen Missbrauchsvorwürfen an den Jesuiten-Schulen beeinflusst das derzeitige Bild stark.
Von PRO

Für Christian Kolmer, Ressortleiter "Gesellschaft" des Forschungsinstitutes, liegt das Ergebnis im Trend. Seit einem halben Jahr gebe es kaum noch positive Schlagzeilen in den Medien: "Unter der Ägide des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Robert Zollitsch, geriet die Kirche zunehmend aus dem Blick", bilanziert Kolmer. Ohne nachhaltige Sichtbarkeit der christlichen Botschaften und der kirchlichen Aktivitäten könne die Kirche das Vertrauen der Menschen, die ihr nicht mehr nahestehen, kaum erhalten.
Der Gründer des Institutes, Roland Schatz, geht in der Pressemeldung noch einen Schritt weiter: "Die Katholische Kirche hat damit ihren Sympathie-Bonus nach der Wahl Josef Ratzingers zum Papst endgültig aufgebraucht". Quantitativ liege die Aufmerksamkeit noch unter dem Niveau des Vorjahres. Dort sah sich der erste deutsche Papst seit 500 Jahren im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Holocaust-Leugners Richard Williamson konfrontiert. Aber die Pädophilie-Skandale rührten am Nerv des katholischen Kirchenverständnisses.

In der ersten Märzwoche waren über 50 Prozent der veröffentlichten Berichte über die katholische Kirche negativ und so gut wie keine positiv. Im gesamten Februar lag der Wert bei knapp 40 Prozent negativen und weniger als 5 Prozent positiven Berichten. In der aktuellen Situation empfiehlt Schatz den Bischöfen eine offenere Haltung: "Nur ein absolut offener Umgang mit den Vorwürfen, der auch vor dem Episkopat nicht Halt macht, kann den Weg dazu öffnen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen."

"Nicht sonderlich professionell"

Schatz beurteilt den Umgang mit den Vorwürfen als "nicht sonderlich professionell", denn die Kommunikation der eigenen Maßnahmen erfolgte nur zögerlich. Es fehle weiterhin eine bundesweite Hotline für Missbrauchsopfer. "Bei einem solch defensiven Kommunikationsstil ist es kaum verwunderlich, dass die Kritiker die Oberhand in der Diskussion behalten", pflichtet Kolmer ihm bei.

Auch der Disput zwischen Zollitsch und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) brachte der Katholischen Kirche keine Zustimmung. Die Politikerin hatte kritisiert, dass die Kirche bei Verdachtsfällen nicht konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeite. Zollitsch bezeichnete dies als "schwerwiegende Attacke auf die katholische Kirche".

Das Zürcher Forschungsinstitut beobachtet die Berichterstattung der wichtigsten deutschen Medien seit 1994. Insgesamt wurden in dieser Studie 1.345 Berichte mit einer Mindestlänge von fünf Sekunden über die Katholische Kirche, ihre Führungskräfte und assoziierte Organisationen analysiert. Ausgewertet wurden die "Tagesschau", "Tagesthemen", "ZDF heute" das "heute journal" und die 7-Uhr-Nachrichten des Deutschlandfunks. (pro)

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