Kardinal Schönborn plädiert für Darwin

Der österreichische Kardinal Schönborn hat sich von kreationistischen Ideen distanziert. Bei einer Veranstaltung zum Darwin-Jahr betonte er, der Glaube an die Schöpfung der Welt in sechs Tagen entspreche nicht der Ansicht der Katholischen Kirche.
Von PRO

Die Österreichische Akademie für Wissenschaft beging das Darwin-Jahr in dieser Woche mit einem Symposium über Evolution. Neben Wissenschaftlern kam am vergangenen Mittwoch in Wien auch Kardinal Christoph Schönborn zu Wort. Das hatte zwar Proteste ausgelöst, die Rede zeigte aber, dass der Vertreter der Katholischen Kirche sich keineswegs kritisch zur Naturwissenschaft äußern wollte. Vielmehr distanzierte er sich und die Kirche von jeglichen kreativistischen Ansichten.

Darwins Theorie: „Unumstößliche Gewissheit“

Heute sei es zur „unumstößlichen Gewissheit geworden“, dass alles Lebendige miteinander verwandt sei. „Der gemeinsame Ursprung, die gemeinsamen Bauelemente alles Lebenden können wohl nicht ernsthaft in Frage gestellt werden“, stellte er fest. Explizit sprach er sich gegen die schriftgetreue Deutung der biblischen Schöpfungsgeschichte aus: „Nein, die Idee der Erschaffung fertiger einzelner Wesen oder Arten ist absurd. Sie ist so unhaltbar wie die kreationistischen Thesen von einer Erschaffung der Welt in sechs 24-Stunden-Tagen, wie die pseudowissenschaftlichen Spekulationen über eine ‚junge‘ Erde, über eine historische Deutung der Sintflut“, sagte der Kardinal in seiner Ansprache. Der „bibel-fundamentalistische Kreationismus“ sei nicht mit einem fundierten Schöpfungsglauben „in einen Topf zu werfen“. Das Bibelverständnis des Kreationismus sei sicher nicht das der Katholischen Kirche und das der großen christlichen Denktradition, so Schönborn.

Zu Unrecht werde er immer wieder in Verbindung mit der „Intelligent-Design“-Schule gebracht, deren Fehler es sei, hohe Komplexität in der Natur als Aufweis oder Beweis für einen Schöpfer zu deuten und die Frage nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden anginge. „Ich bin überzeugt davon, dass sich in der Schöpfung ein Ursprung und ein Ziel, und somit etwas, das man ein ‚Intelligent Design‘ nennen könnte, erkennen lässt“, erklärte er weiter. Dies aber sei nicht die naturwissenschaftliche Sichtweise. „Ich erwarte mir nicht von der naturwissenschaftlichen Forschung, dass sie mir Gott beweist. Das kann sie so wenig, wie sie das Gegenteil beweisen kann.“

Schönborn galt bisher als Vertreter des „Intelligent Design“. Im Juli 2005 veröffentlichte er in der amerikanischen Zeitung „New York Times“ den Artikel „Finding Design in Nature“ (Design in der Natur finden), in dem er die Auffassung vertrat, Theorien, die Phänomene der Natur als ein Ergebnis von Zufall und Notwendigkeit sehen, seien „eine Abdankung der menschlichen Vernunft“. Damals soll er außerdem gefordert haben, die Theorie vom „Intelligent Design“ im Biologieunterricht zuzulassen. (PRO)

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