„Christlich kann sich nur nennen, was sich auf Christus bezieht. Deshalb ist Christus, der menschgewordene Gottessohn, Letztmaßstab alles Christlichen. Wer immer also sich christlich nennt, holt sich damit Christus ins Haus.“ So klar äußert sich Joachim Kardinal Meisner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und will damit nicht nur die Christen in Deutschland dazu bewegen, auch politisch für ihre Werte einzutreten, sondern appelliert vor allem an die christlichen Parteien. Gerade diese sollten das Vorbild Christi nutzen, um Politik zu machen. Zu kurz komme das etwa bei der seit langem erbittert geführten Stammzellendebatte.
Christlicher Glaube solle Politik inspirieren
„Wie kann sich eine C-Partei zurückziehen auf den Satz, ‚dass sich aus christlichem Glauben kein bestimmtes politisches Programm ableiten lässt‘, wenn wir glauben, dass das christliche Gottesbild einen Gott meint, der ausnahmslos jeden, auch den kleinsten (embryonalen) Menschen mit seiner Liebe umfasst und würdigt? Diesen Kleinsten zu töten widerspricht dem christlichen Gottesbild und damit auch dem christlichen Menschenbild“, schreibt Meisner und fordert die „C-Parteien“ auf, zur Stammzellendebatte Stellung zu beziehen: Mogelten sich die Politiker um diesen Punkt herum, verdammten sie ihr eigenes Markenzeichen, Jesus Christus, zur Unglaubwürdigkeit.
„Unsere Politik beruht auf dem christlichen Verständnis vom Menschen und seiner Verantwortung vor Gott. […] Für uns ist der Mensch von Gott nach seinem Bilde geschaffen“, zitiert Meisner aus dem Grundsatzprogramm der CDU von 2007 und kritisiert, die Verwendung dieses Menschenbildes sei zur bloßen Formel verkommen. Dabei sei es jedes Christen Pflicht, sich in die aktuelle Politik einzumischen. Zwar habe schon Papst Johannes Paul II. gesagt, die politische und religiöse Sphäre dürften nicht verwechselt werden, aber Gesellschaft benötige christliche Inspiration, und die müssten eben Christen geben.
C-Parteien nutzen das „Markenzeichen“ Jesus
Die Bibel, so Meisner, sei nicht als Parteiprogramm zu verstehen, enthalte aber zentrale Vorgaben für die Politik, die vor allem die Würde und das Lebensrecht des Menschen beträfen. „Die Förderung und Verteidigung von Gütern wie öffentliche Ordnung und Frieden, Freiheit und Gleichheit, Achtung des menschlichen Lebens und der Umwelt, Gerechtigkeit, Solidarität“ benenne auch ein Lehrschreiben der Glaubenskongegration von 2002 unter Joseph Kardinal Ratzinger. Ethische Prinzipien wie diese, so Meisner, benötige die Demokratie.
Christliche Normen, so ist der Geistliche sicher, sollten kontinuierlich angeeignet und angewendet werden. Das Verhandeln über diese Werte dürfe niemals zu einem Ende kommen. Das Wichtigste dabei sei, den Ursprung des Christlichen niemals zu vergessen, Christus selbst. „Es geht um den Schutz eines ‚Markenzeichens‘, das insbesondere die C-Parteien nicht selbst erfunden haben, aber ganz selbstverständlich benutzen.“ (PRO)