Kampf um die Drohne

Thomas de Maizière will sie, eine politische Entscheidung über die Anschaffung wird es aber erst nach der Wahl im September geben: Die Rede ist von der bewaffneten Kampfdrohne. Doch das ferngesteuerte Kriegsgerät ruft auch Skepsis hervor: Am Mittwoch haben Kirchenvertreter mit dem Bundesverteidigungsminister über eine befürchtete Automatisierung des Tötens diskutiert.
Von PRO

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière befürwortet den Einsatz bewaffneter Drohnen. Beim am Mittwoch  stattfindenden „Sicherheitspolitischen Dialog mit den Kirchen” in Berlin erklärte er,  Drohnen seien präzise, könnten also flächendeckende Angriffe und Tote in der Zivilbevölkerung verhindern. Die verbreitete Angst vor einem Krieg der Maschinen sei unbegründet. Grundsätzlich gebe es keinen großen Unterschied zwischen einer Drohne und einem Kampfflugzeug. Beide seien Trägersysteme, die bei Kriegshandlungen Waffen abschießen könnten. Bereits im Januar hatte sich Thomas de Maizière im Rahmen einer Fragestunde des Bundestages für den Einsatz bewaffneter Drohnen ausgesprochen.

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck teilt diese positive Sicht nicht. Er betonte die Verantwortung, die das Militär gegenüber der Zivilbevölkerung habe. Ein zunehmender Angriff durch Drohnen könne sich negativ auf die Wahrnehmung der Soldaten im Ausland auswirken und Langzeitfolgen haben: „Das Gedächtnis der Opfer ist immer länger als das der Sieger”. Außerdem wies er auf die seelsorgerlichen Probleme vieler Soldaten hin, die sich aus der Benutzung von Drohnen ergeben könnten. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatte Overbeck erklärt, mit der Einführung dieser Waffensysteme könnten die politischen und mentalen Schwellen zur Gewaltanwendung heruntergesetzt werden.

Für den Minister ist sowohl das seelsorgerliche Problem als auch die Frage nach der Wirkung auf die Zivilbevölkerung nicht neu.„Das gezielte Töten ist nicht drohnenspezifisch.” Er könne nicht sehen, dass Soldaten, die bis an die Zähne bewaffnet durch ein Dorf liefen, eine geringere Wirkung hervorriefen als eine Drohne.” Er wünscht sich eine „Professionalisierung der Debatte” um Kampf- und Waffeneinsätze.

„Krieg soll nicht sein”

Weniger kritisch äußerte sich der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann zum Thema: „Wir sind uns einig darüber, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll. Trotzdem gibt es Gewalt.” Drohnen könnten die Sicherheit von Soldaten gewährleisten. Unabdingbar sei es aber, dass Drohnen nur nach bestimmten Einsatzregeln benutzt werden dürften. So müsse etwa die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes gewahrt werden, ebenso wie der Schutz der Zivilbevölkerung.

De Maizière sprach sich gegen eine „Verniedlichung” des Einsatzes von Drohnen aus. „Es handelt sich immer um einen sehr schwerwiegenden Eingriff mit blutigen Folgen”, sagte er über Kampfhandlungen. Vor einer Automatisierung des Tötens durch den zunehmenden Einsatz komplexer Technologie im Krieg fürchte er sich aber nicht: Der Mensch bleibe immer die letzte Instanz bei der Entscheidung über einen Angriff, auch durch eine Drohne. Er gebe die Entscheidungsgewalt niemals an eine Maschine ab. Auch die emotionale Beteiligung der Soldaten werde durch eine wachsende Distanz zum Opfer nicht zwangsläufig geringer. Bodenstationen müssten in der Nähe des Einsatzgebietes liegen, um Nähe zu schaffen. Zudem sähen die Soldaten den Einschlag der Rakete am Ziel mittels Kameratechnik bei einer Drohne genauer als bei anderen Waffen oder Trägersystemen. Der Soldat sei „eng beteiligt am Ergebnis dessen, was man anrichtet”. (pro)

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