Kampf der Hormone bei Maischberger

Wer "Spiegel"-Autor Matthias Matussek, Moderator Michel Friedman und den Salafisten Hassan Dabbagh an einen Tisch setzt, muss damit rechnen, dass es knallt. Das hat es dann am Dienstag in der Sendung "Menschen bei Maischberger" auch. Die Debatte artete zu einem Kampf der Kulturen – oder besser, der Hormone – aus.

Von PRO

Wirklich ungemütlich wurde es am Dienstag im "Maischberger"-Studio, als der Katholik Matussek den Juden Friedman als "Schmierenkomödianten" bezeichnete. Obwohl dieser Angriff rein gar nichts mit dem Thema der Sendung "Die Salafisten kommen" zu tun hatte, steht er stellvertretend für das, was sich ab 23.15 Uhr in der ARD abspielte. Hier griff einer den anderen an oder – noch besser – versuchte, ihn zu bekehren. Sandra Maischberger tat ihr Bestes, der Situation Herr (oder Frau) zu werden, doch sowohl Friedman als auch Matussek und Dabbagh sind bekannt dafür, einmal in Fahrt, kaum mehr zu stoppen zu sein. So kam es, dass die Gäste die meiste Zeit wild durcheinander quasselten. Eine konstruktive Debatte sieht anders aus.

Neben den genannten waren die Schauspielerin Renan Demirkan, die zum Islam bekehrte Moderatorin Kristiane Backer und der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach eingeladen. Letzter konnte einem fast leid tun, schien er doch der Einzige zu sein, der tatsächlich über die politische Dimension der jüngsten Angriffe von Salafisten auf Polizisten zu sprechen versuchte. "Ich beurteile den Islam danach, wie er sich anderen gegenüber verhält, wenn er in der Mehrheit ist", sagte er mit Verweis auf den Mangel an Religionsfreiheit in Saudi-Arabien in Richtung Dabbagh. Dieser hatte zuvor erklärt: "Wir sind gegen jede Art von Gewalt." Der Begriff Salafismus werde benutzt, um ein Feindbild zu kreieren und den Islam an sich in die Ecke zu drängen.

Backer gab sich unterdessen selig lächelnd und ganz von ihrem Glauben erfüllt. Natürlich verletzten Mohammed-Karikaturen auch sie, der Staat müsse Muslime vor diesen Beleidigungen schützen. Ihrer Meinung nach passt der Koran "hundertprozentig" zum Grundgesetz, "sonst wäre ich nicht Muslim geworden", sagte Backer.

Friedman: "Geistige Brandstifter" und "Menschenfresser"

Während Demirkan sich einen persönlichen Kleinkrieg mit Matussek lieferte, griff Friedman den Salafismus scharf an: "Geistige Brandstiftung" finde in den Moscheen statt, diese Ausrichtung des Islam beleidige junge Menschen in ihrer Intelligenz, die Salafisten seien eine "Menschenfresserorganisation". Der zugeschaltete Vorsitzende des "Zentralrats der Muslime in Deutschland", Aiman Mazyek, erklärte, die Salafisten spielten im Grunde eine kleine Rolle im Spektrum des Islam, würden derzeit aber "medial gehypt".

Matussek vermisste neben der zum Islam bekehrten Christin Backer eine zum Christentum konvertierte Muslima und spielte damit auf die Ausladung der Konvertitin Sabatina James aus der Sendung an. Wie pro erfuhr, sollte die seit ihrer Bekehrung in Verfolgung lebende Frau ursprünglich mit am Tisch sitzen. Maischberger erklärte auf Matusseks Einwurf hin, James‘ Erscheinen "hätte den Rahmen der Sendung gesprengt", man wolle sie aber zu einer Debatte mit dem Thema Konversion einladen.

Kritik an Einladung eines Salafisten

Bereits im Vorfeld der Sendung war Kritik laut geworden, weil die Redaktion den umstrittenen Salafisten Dabbagh eingeladen hatte. Friedmann Eißler, Experte für Salafismus bei der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" (EZW), erklärte schriftlich, damit biete die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt einem einschlägig bekannten Kopf der Salafistenszene in Deutschland ein Forum. Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP und Beauftragter der "Deutschen Evangelischen Allianz" am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Wolfgang Baake, sagte: "So wie es eigentlich zur Selbstverständlichkeit eines öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsenders gehören sollte, dass man keine Links- und Rechtsradikalen in eine Sendung einlädt und ihnen eine Plattform für ihre Ideologien bietet, so sollte man auch den Salafisten keine Plattform bieten."

Neben aller möglichen Fehlentscheidungen bei der Besetzung des Podiums war die Anwesenheit von Bosbach in jedem Fall ein Gewinn. Zeitweise schien es, als könne er als einziger einen klaren Kopf bewahren und deutliche Kritik formulieren: In den Moscheen der Salafisten werde ein anderer Islam gepredigt als Dabbagh dem Publikum weismachen wolle, sagte er, und weiter: In Deutschland werde mittlerweile der Eindruck erweckt, der Islam sei die am meisten verfolgte Religion weltweit. Diese Wahrnehmung sei falsch, sagte Bosbach: "Es ist das Christentum." (pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen