Kampagne gegen islamistische Radikalisierung

Die Bundesregierung startet in der kommenden Woche eine Kampagne gegen die islamistische Radikalisierung Jugendlicher und junger Erwachsener. Mit Plakaten, Zeitungsanzeigen und Online-Angeboten sollen junge Leute, ihre Familien und Freunde gezielt angesprochen werden.
Von PRO

Erste Zeichen einer islamistischen Radikalisierung erzeugten oft ein Gefühl der Rat- und Hilfslosigkeit, betonte das Innenministerium am Freitag. Dem will das seit Jahresanfang eingeführte Beratungsangebot entgegenwirken, das durch die Kampagne bekanntgemacht werden soll. Zum Angebot gehört etwa ein Beratungstelefon des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Angehörige und Freunde von jungen Leuten, die sich radikalisieren, können dort um Rat suchen.

Die Plakate der neuen Kampagne, die in der nächsten Woche zunächst in Berlin, Hamburg und Bonn ausgestellt werden, ähneln Vermisstenanzeigen. Der Text lautet zum Beispiel: "Das ist unser Sohn. Wir vermissen ihn, denn wir erkennen ihn nicht wieder. Wir haben Angst, ihn ganz zu verlieren an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen." Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" sollen die auf Deutsch und Türkisch verfassten Plakate ab Montag in Onlinenetzwerken wie Facebook verbreitet werden. Ab dem 21. September gebe es die ersten Straßenplakate.

Die Aktion ist Teil der "Initiative Sicherheitspartnerschaft", die die Bundesregierung gemeinsam mit muslimischen Verbänden im Juni 2011 ins Leben gerufen hatte. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte damals Muslime in Deutschland auf, Radikalisierungen in den eigenen Reihen entgegenzutreten. Zunächst stieß er damit jedoch auf Widerstand muslimischer Verbände. Auch der Koalitionspartner FDP sowie die Grünen und die SPD monierten den Vorstoß. Friedrich würde Muslime unter Generalverdacht stellen, lautete der Vorwurf.

Trotz der Kritik haben sich die muslimischen Verbände bereiterklärt, bei der Initiative mitzumachen. So bekundete der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, Ende März dieses Jahres das "existenzielle Interesse" der Muslime, gegen Extremismus vorzugehen, nicht zuletzt, weil "die meisten Opfer von Terroranschlägen […] Muslime selber sind". Er forderte jedoch, nicht nur dem islamistischen Extremismus zu begegnen, sondern etwa auch dem Rechtsradikalismus. (pro/dpa)

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