"Das Leben ist kein Joghurt“ ist Kaminers erstes Kinderbuch. Der Schriftsteller, der durch Bücher wie "Russendisko" oder "Militärmusik" bekannt wurde, hat die Geschichte von Adam und Eva neu erzählt – und ungewöhnlich interpretiert. Der gebürtige Russe lebt seit 1990 in Berlin. Bisher schrieb der Satiriker und Vater von zwei Kindern über den Sozialismus, sein Heimatland Russland oder nahm typisch deutsche Errungenschaften wie den Schrebergarten aufs Korn.
In "Das Leben ist kein Joghurt" erzählt Kaminer, wie der "Aschengott" die Welt
erschafft. "Er hatte bereits eine Ewigkeit hinter sich gebracht, hatte eine Ewigkeit vor sich. Wie soll man so viel Zeit vertreiben? Also beschließt er, aus Asche Kunst zu machen und schafft so das Weltall, die Erde und auch Adam und Eva."
Eine eifersüchtige Schlange und die Folgen
Als seine Schöpfung fertig ist, stellt Gott fest, dass es den von ihm geschaffenen Tieren an Respekt und Ordnungssinn fehlt. Er erschafft Adam als "Hausmeister, jemanden, der in seiner Abwesenheit die Arbeit im Garten übernahm und ihm half, das Gesamtkunstwerk unter Kontrolle zu halten". Die Schlange ist eifersüchtig, weil Adam nicht mehr mit ihr Verstecken spielt, seit Eva auf der Welt ist. Deshlab stiftet sie Eva dazu an, die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Die Folgen sind bekannt, bei Kaminer liest sich das so: "Sie aß, schaute sich um und bevor sie mit ihrer Frucht fertig war, löste sich ihre gute Laune auf. Auf einmal war die Welt um sie herum nur noch hässlich."
Viele Details, die der Autor einfließen lässt,machen die Geschichte für Kinder greifbarer: "’Schöne Bescherung‘ dachte Eva verzweifelt. Sie riss schnell ein paar Blätter vom Baum der Erkenntnis ab, machte sich so etwas wie einen Minirock daraus und zog ihn an."
Neue Betrachtungen altbekannter biblischer Inhalte
Am Ende des Buches ist Adam ganz froh, dass endlich mal etwas passiert in seinem Leben. Gott ist enttäuscht von den Menschen. Kaminer beschreibt einen Gott mit menschlichen Gefühlen, der zornig ist und der Schlange zur Strafe ihr ursprünglichen 44 Beine ausreißt. Kaminers Interpretationen sind ungewöhnlich, teilweise skurril. Sie animieren nicht nur Kinder dazu, die altbekannte und oft gehörte biblische Geschichte neu zu betrachten.
Die lebendig erzählte Geschichte driftet an einigen Stellen in Erwachsenensprache ab. Beispielsweise, wenn die Tiere "unkooperativ" sind oder Adam zu einem "tiefgründigen Gespräch" fähig sein soll. Auch Begriffe wie "Wahrscheinlichkeitstheorie" oder "Fatalist" wird die junge Zielgruppe nicht verstehen. Laut "Chrismon"-Verlag ist das Buch für Kinder ab fünf Jahren geeignet.
Über seinen Glauben sagte Wladimir Kaminer im Interview mit dem Onlineportal "evangelisch.de": "Ich glaube, dass das Glauben sich lohnt in jeder Hinsicht. Zwischen Glauben und Nichtglauben würde ich immer zu Glauben tendieren, weil das ein Motor ist, eine Kraft, während dieses Nichtglauben, das Misstrauen und alles Anzweifeln eher eine Bremse ist."
"Das Leben ist kein Joghurt" ist ein Buch mit viel Witz und skurrilen Ideen, das sicher auch Erwachsene gerne lesen werden. Die Berliner Designerin und Malerin Kitty Kahane hat die Geschichte mit lebhaften und farbenfrohen Bildern illustriert. Das Buch bildet den Auftakt zu einer neuen Bilderbuchreihe in der "edition chrismon". Weitere biblische Themen wie die Geschichten von David und Goliath, Josef und seinen Brüdern und der Arche Noah sollen folgen.
Die deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat das Buch als Buch des Monats April ausgezeichnet. Der "Deutschlandfunk" hat es im Mai in die Liste der besten sieben Bücher für junge Leser aufgenommen. Wladimir Kaminer wird sein Buch in der NDR-Talkshow "Tiedjen und Hirschhausen" vorstellen. Die Talkshow wird am Freitag, den 23. Juli um 22 Uhr im NDR ausgestrahlt. (pro)