Käßmann lehnt Zivilcourage-Preis ab

Margot Käßmann will den ihr zugedachten "Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage" nicht annehmen. Dies teilte die Altbischöfin am Dienstag in einer Stellungnahme mit.
Von PRO

Eigentlich sollte sie mit der Auszeichnung einer langen Reihe namhafter
Preisträger, wie Simon Wiesenthal, Verleger Hubert Burda oder
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki folgen. Auch der Ex-Bischof und
ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Wolfgang Huber, gehörte bereits zu den Preisträgern.
"An der Seriosität der Europäischen Kulturstiftung besteht kein Zweifel", zitiert "Spiegel Online" die Theologin. Es entspreche zwar nicht den Tatsachen, dass ihr der Preis ausschließlich für die Entscheidung zum Rücktritt verliehen werden sollte. Doch die Berichterstattung einiger Medien lasse ihr keine andere Möglichkeit, als die Auszeichnung abzulehnen.

Sie danke der Stiftung "für die Ehre, die sie mir zuteil werden lassen wollte". Käßmann erläuterte, in der Erklärung der Stiftung heiße es, der Preis solle ihr für die Zivilcourage als Seelsorgerin, Bischöfin und Ratsvorsitzende verliehen werden – vor allem für die mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan“ angestoßene öffentliche Debatte.

"So hätte ich den Preis angenommen", betonte Käßmann. "Um ihn in der Dankesrede den Menschen zu widmen, die sich in der Friedensfrage couragiert an vielen Orten engagieren, ohne dass ihnen je ein Preis dafür verliehen würde." Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“ hatte am Wochenende über die Würdigung vorab berichtet und aus der Begründung der Jury Passagen zitiert, die sich auf ihren Rücktritt beziehen. Mit diesem habe Käßmann erheblichen Mut bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden.

Der Präsident der Stiftung, Ernst Seidel, bedauerte Käßmanns Entscheidung. Die Stiftung habe mit dem Preis das Lebenswerk der Theologin auszeichnen wollen. Es sei bedauerlich, dass die Öffentlichkeit nach Bekanntwerden davon ausgegangen sei, vor allem ihr Rücktritt werde als Zivilcourage interpretiert. Die Theologin war im Februar vergangenen Jahres bei einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss in Hannover gestoppt worden. Sie legte daraufhin den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihr Amt als hannoversche Landesbischöfin nieder. (pro)

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