Käßmann: Kirche und Medien müssen Fremdheit überwinden

Medien und Kirchen brauchen ein Bewusstsein dafür, dass sie eine gemeinsame Verantwortung in der Gesellschaft haben. Dazu müssten gegenseitige Vorurteile abgebaut werden, sagte die Landesbischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche Hannover, Margot Käßmann, auf dem Publizistenempfang der Evangelischen Medienakademie in Berlin.
Von PRO

Medien und Kirche begegneten sich oft wie zwei völlig fremde Welten. Die eine Seite wisse nicht, wie die andere „ticke“, so die Landesbischöfin in ihrer Rede. Dadurch werde es im täglichen Umgang der Medien und der Kirchen miteinander immer wieder Spannungen geben. Dies hänge auch mit unterschiedlichen Interessen, Misstrauen oder Fehlinterpretationen zusammen.

Käßmann rief Kirchenvertreter dazu auf, mehr mit Medienleuten reden, auch um den Druck zu verstehen, unter dem produziert werde. Medien und Kirchen bräuchten zuallererst mehr Wissen übereinander, ein Überwinden der Fremdheit“. Das Wissen voneinander sei oft durch Bilder übereinander bestimmt. Es gehe daher darum, dass Kirchen und Medien gegenseitige Feindbilder abbauten. Auch in Konflikten sollte es möglich sein, die jeweiligen Interessen des anderen wahrzunehmen und einen fairen Ausgleich zu schaffen.

Dazu bräuchten Kirche und Medien voneinander Basisinformationen, wechselseitige Klärungen, wie sich Abläufe gestalten, was Inhalte bedeuten. Dies könne auch dazu führen, Defizite bei Journalisten abzubauen. Vielen Journalisten sei beispielsweise nicht bewusst, dass zwei Drittel der deutschen Bevölkerung Kirchenmitglieder sind. Auch dass jedes Wochenende in Deutschland 5 Millionen Menschen einen Gottesdienst besuchen, aber nur 700.000 ein Bundesligaspiel, nähmen manche Medienmacher offenbar gar nicht wahr.

Gegenseitiger Respekt und Vertrauen ist nötig

Sie erwarte von den Medien „einen gewissen Respekt“ gegenüber der Kirche und dem christlichen Glauben. Das Christentum müsse sich der Kritik stellen, auch Karikaturen könne es geben. „Berechtigte Kritik werde ich ernst nehmen,“ sagte die Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche. Die Leistungen der Kirche und die Glaubenshaltung einzelner Menschen sollten jedoch respektiert werden. Ihrer Beobachtung nach gibt es vor jeder anderen Religion in den Medien mehr Respekt als vor dem Christentum.

„Medien und Kirche brauchen eine klare Verabredung von Grenzen und gegenseitige Freiheit, auch Freiheit zur Kritik.“ Manchmal helfe auch einfach menschliches Vertrauen.

Umgekehrt dürften die Medien selbst ebenfalls Respekt verlangen, so Käßmann. „Manche reden heute über Medienleute wie über den verantwortungslosen, nur auf die Schlagzeile fixierten Geier.“ Auch bei den Journalisten gebe es jedoch „die gut protestantische Verantwortung des Einzelgewissens“.

Zu den gemeinsamen Aufgaben von Medien und Kirchen gehöre das Eintreten für Freiheit, Demokratie, Religionsfreiheit und Menschenwürde. „Da können wir uns gegenseitig stärken und Mut machen“, sagte die Bischöfin.

Das Publizistentreffen findet jedes Jahr während der Berlinale in Berlin statt und wird gemeinsam mit dem „Freundeskreis der Evangelischen Medienakademie“ veranstaltet.

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