Im Interview mir dem Südwestrundfunk (SWR) sagte Käßmann zur Debatte um die Auszeichnung: "Jetzt muss entschieden werden: Ist das preiswürdig oder nicht?" Im Streit darüber sieht sie keinen Nachteil. "Ich finde sie richtig. Es wäre sicher eine Diskussion im Lutherischen Sinne", erklärte die Pfarrerin im "SWR UniTalk".
Einerseits halte sie eine Kirche zwar nicht für einen Ort, "wo so ein Eklat produziert werden muss", andererseits finde sie aber auch, "dass diese jungen Frauen in Russland auf etwas aufmerksam gemacht haben, was eine Fehlentwicklung der russisch-orthodoxen Kirche ist, dass sie zu stark mit einem autoritären und die Menschenrechte und demokratischen Grundrechte in Frage stellenden Regime verbandelt ist." Weiter erklärte sie: "Ich habe eine große Sympathie für die jungen Frauen, weil ich finde, sie waren mutig." Die Luther-Botschafterin stellte zugleich klar, dass sie sich nicht in die Wittenberger Angelegenheit einmischen wolle.
Jüngst hatten sich Vertreter der Kirchen gegen die Nominierung der Punkband ausgesprochen. In zwei Wochen entscheidet die Jury, wer den Zivilcourage-Preis "Das unerschrockene Wort" der Lutherstädte bekommt. Die Stadt Wittenberg hatte die Punkband "Pussy Riot" für den Preis vorgeschlagen. Zwei Bandmitglieder von "Pussy Riot" waren wegen eines Punkgebets in einer Moskauer Kirche gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Rowdytums aus religiösem Hass schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Der "SWR UniTalk" mit Margot Käßmann wird am Freitag, den 16. November, um 22 Uhr im digitalen Fernsehsender der ARD, "tagesschau24", und am Dienstag, den 4. Dezember, um 19.15 im digitalen Sender des SWR, "EinsPlus", ausgestrahlt. (pro)