Käßmann plädierte vor 300 Medienfachleuten für eine stärkere Vermittlung von Sinn, Haltung und Verlässlichkeit durch die Medien. Die "Unübersichtlichkeit" einer Situation könne "keine Ausrede für die Notwendigkeit einer persönlichen Positionierung sein", sagte Käßmann. In ihrer Rede mit dem Titel "Das Bedürfnis nach Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten" streifte sie die aktuellen Krisen in Japan und Libyen nur kurz, um dann für die Zehn Gebote zu werben. Käßmann zeigte sich überzeugt, dass auch – oder gerade – die Allverfügbarkeit von Information zu einem Standpunkt zwinge. Sie vermisse eine "klare kollektive Vision von der Zukunft". Da könne das Besinnen auf das Gebot helfen, das das Begehren des Nächsten Weib, Knecht, Magd und Vieh verbietet. Käßmanns Botschaft gegen die Neidgesellschaft: "Wir brauchen eine Ethik der Grenze, eine Ethik des Genug."
Orientierung im Wissensdschungel beschäftigte auch ZDF-Intendant Markus Schächter. Aus der Fülle an Informationen müsse Wissen werden, das den Menschen wirklich helfe, sagte er. "Wenn die Medien die Menschen nicht zum Handeln und Urteilen befähigen, bleibt unsere Wissensgesellschaft eklatant unter ihren Möglichkeiten", so Schächter.
Bei den "Mainzer Tagen der Fernsehkritik" befassen sich die Medienfachleute dieses Jahr unter dem Motte "Wissen, was zählt" mit der Verschmelzung von Internet und Fernsehen. Die zweitägige Veranstaltung kann per Livestream auf der Homepage des ZDF mitverfolgt werden. (pro/dpa)