Jungfrauengeburt: Neue Bibel-Übersetzung löst Debatte aus

Die griechische Bibelfassung "Septuaginta" liegt erstmals in deutscher Sprache vor und löst Diskussionen aus: Forscher meinen, die Jungfräulichkeit Marias sei durch die neue Übersetzung nicht mehr eindeutig. Der Theologe Klaus Berger erklärte diese Theorie in "Welt Online" für nichtig.
Von PRO

„Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären. Und sie wird ihn Immanuel nennen.“ Es sind diese Worte im siebten Kapitel des Buches Jesaja, die unter Theologen nicht erst seit der Veröffentlichung der deutschen „Septuaginta“-Bibelfassung Diskussionen auslösen. Der Grund: In der griechischen Übersetzung soll bei Jesaja nicht wie im Hebräischen von einer „Jungfrau“ die Rede sein, sondern von einer „jungen Frau“.

Indizien für die Jungfräulichkeit Marias

Ist die Jungfrauengeburt Jesu damit überholt? Für den Theologen Klaus Berger keineswegs. In „Welt Online“ legte er nun Indizien dafür dar, dass die Jungfräulichkeit Marias trotz der Neuübersetzung der Darstellung der Bibel entspricht. So stimmten die Evangelien des Lukas und des Matthäus in wesentlichen Punkten überein: „Maria ist erstens die Verlobte Josephs. Sie hat keinen Verkehr mit Joseph gehabt. Zweitens ist der Heilige Geist Urheber Jesu im Leib Mariens. Dies wird – drittens – von einem Engel bekannt gemacht, und zwar nach Lukas bei der Empfängnis der Gottesmutter selbst, nach Matthäus nach der Empfängnis dem ‚Ziehvater‘ Joseph. Übereinstimmend ist – viertens – der Satz im Munde des Engels: ‚Und du sollst seinen Namen Jesus nennen‘. Das Recht zur Namensgebung hat aber im jüdischen Kulturraum der ‚Erzeuger‘, also Gott.“

Des Weiteren, so Berger, sei es wahrscheinlich, dass auch Jesaja eine Jungfrauengeburt meine. Der nämlich kündige in der Bibelstelle ein besonderes Zeichen Gottes an. „Worin soll das Besondere, das Zeichen, liegen, wenn lediglich eine junge Frau ein Kind bekommt? Das wäre kein Zeichen, sondern normal. Der Sinn dieser Schriftstelle bei Jesaja wäre damit schon nach dem hebräischen Wortlaut verpufft“, schreibt Berger.

Zweifel an der Jungfräulichkeit Marias will er dennoch nicht für völlig unmöglich erklären: „Wenn die lateinische Septuaginta-Übersetzung hier ‚Jungfrau‘ schreibt, so kann das heißen: Eine junge Frau, die zuvor Jungfrau war, und die gleich nach ihrer allerersten geschlechtlichen Begegnung mit einem Erzeuger schwanger wird“.

Klaus Berger ist Theologe und Neutestamentler und ist als Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg tätig. Die Septuaginta ist die altgriechische Übersetzung der Hebräischen Bibel und die älteste durchgehende Bibelübersetzung überhaupt. Die erste deutsche Übersetzung der Septuaginta wurde in dieser Woche in Berlin vorgestellt. (PRO)

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